18-06 Insel Olchon, zweiter Anlauf, kein Fußballeröffnungsspiel, Abschied vom Baikal und mal wieder zu „Carglass repariert…“


13. Juni 2018, Mittwoch
Wir erobern die Insel Olchon im zweiten Anlauf
Wir stehen relativ früh auf, das kann ein langer Tag werden. Mit dem Wohnmobil zur Fähre. Auf dem Smartphone habe ich alle russischen Sätze, die wir brauchen aufgesprochen. Die kluge Klara übersetzt alles ins Russische.
Für an der Fähre: 1.Wir wollen den ganzen Tag auf der Insel verbringen. 2. Wir wollen unser Auto hier stehen lassen. 3. Können Sie auf unser Auto aufpassen? 4. Sie bekommen dafür 200 Rubel. 5. Ist das genug?
Für die Weiterfahrt schon auf der Insel: Wir möchten in die Mitte der Insel fahren.
Für die Weiterfahrt in der Inselmitte: Wir möchten eine Exkursion zum Ende der Insel machen.
Genial der Google-Übersetzer!!! An der Fähre Sätze ablesen. Kein Problem, wir passen auf.
Zu Beginn der Insel orientieren wir uns erst einmal und beobachten was hier so passiert. Es sieht nicht gut aus. Hier stehen um diese Zeit keine UAS - Marschrutkas rum, die auf Inselgäste warten. UAS, das sind die legendären, sehr wendigen, kleinen „Kolchosautos“, die man eigentlich in allen sowjetischen Filmen, die auf dem Lande spielen, sieht. Können die keine vernünftigen Autos bauen? Doch sie können! Klein, wendig, geländegängig, einfach, ohne Schnickschnack, zuverlässig und optimal auf die Bedingungen im Gelände angepasst! Mit unseren Augen jetzt, äußerst sympathische Dinger! 
UAS - das perfekte Landauto
Hmm? Was tun?  „Kann ich ihnen helfen?“ kommt es von der Terrasse eines Kaffee‘s herunter. „Deutsche Laute, schön!“ . Eine junge Frau, die per Anhalter bis nach Japan will! Goldschmiedin, zusammen mit ihrer Freundin unterwegs, wartet hier gerade auf sie. Respekt, per Anhalter durch ganz Eurasien! Becher Tee bestellen, daher kommt wohl die Redensart: „Abwarten und Tee trinken.“ Wir unterhalten uns die nächsten drei Fähren lang. Dann sieht es so aus, als ob ein UAS dabei ist, der uns mitnehmen könnte. Runter, Klaras Übersetzung zeigen, Preis verhandeln. Geld rüber und dann geht’s los zur Mitte der Insel.
Dieselbe Strecke wie vor zwei Tagen. Wo wir in zwei bis drei Stunden waren sind wir jetzt in einer halben Stunde! Nach einer knappen Stunde sind wir im Inselhauptort Chuschir. Unterwegs erzählen wir von unseren Inselplänen, „… bis ans Ende der Insel“. Der Fahrer setzt uns bei einem Bekannten ab. Wir besprechen uns. Jetzt fahren wäre Blödsinn, im Norden der Insel ist gerade Nebel. Wir einigen uns auf 14 Uhr, wenn dann das Wetter in Ordnung ist, dann fährt er uns mit seinem Lada Niva für drei bis vier Stunden durch den Nordteil der Insel. Gesagt, getan. Wir gehen in ein Kaffee (hier geschrieben mit kyrillischen Buchstaben – Kafe) und essen eine Kleinigkeit.
Der Hauptplatz des Ortes erinnert an Wildwestfilme, großer leerer staubiger Platz, an den Rändern Kafe’s und Magazine zum Einkaufen. Verkäufer warten auf Käufer. Jetzt fehlen nur noch die Revolverhelden, die hier ihren Zwist austragen.


Pferde, Kühe, Weiden und Stallungen sind ebenfalls auf der Insel.  Schamanen sind hier auch aktiv. Statt der alten Postkutschen flitzen hier UAS-Autos herum. Die Kafe’s sind nur spärlich besetzt. Eben „Highnoon = 12-Uhr-Mittags“.
Um 14 Uhr, keiner da. Schade! 14.30 Uhr Fahrer und Lada kommen an. Russische Pünktlichkeit oder doch ein Missverständnis, wo wir uns treffen wollten? Das werden wir nie erfahren.
Noch ran zur Registration. Für den Nationalpark im Norden der Insel muss man wohl angemeldet sein. Und dann geh’s los. Auf der ganzen Strecke: Allrad-Spaß vom Feinsten. Es ist erstaunlich, wo ein Lada Niva durchkommt.
Und jetzt kommen die Höhepunkte des Inselnordens: Alm-Matten mit Pferden und Kühen, Sanddünen, Wälder, steil abfallende Klippen, wunderschöne Aussichtspunkte, schöne Buchten, alles nur schön!




Wir sind im Lande der Schamanen

Zauberhafte Blumen


Ende Gelände, das Kap am Ende der Insel Olchon
Die drei Brüder


In der Mitte: das Krokodil

Krönender Höhepunkt ist der Schamanenfelsen unweit von Chuschir. Ein wunderschönes Gewusel der von ihren Ausflügen zurückgekehrten Touristen. Der am Nachmittag wie ausgestorbene Westernort ist jetzt ein quirliger angenehmer Urlauberort. Der Wilde Westen ist weg, die moderne Gesellschaft mit vielen chinesischen Touristen ist da.
Vor dem Schamanenfelsen

Der Schamanenfelsen

Neben dem Schamanenfelsen

Es wird spät. Nach viel mehr als 140 Kilometern Offroad-Pisten an diesem Tag, vielen Fotostopps stehen wir so gegen 20.30 Uhr an der Fähre. Es hat alles geklappt, es war unheimlich schön.
Unser Lada-Niva mit Fahrer, beim Verabschieden vor der Fähre

Und das Wohnmobil wartete ganz treu auf uns. Zum Platz in Kurkut. Essen oben im „Kafe“ und dann Augen zu.
14. Juni 2018, Donnerstag
Heute beginnt die Fußball-WM 2018 in Russland. Hier in Kurkut am Ufer des Baikal ist es idyllisch, die Sonne scheint, es ist ruhig. Die Sommer-Urlaubssaison hat noch nicht begonnen. Der Baikal soll so um die 7°C haben. Für uns ist es sehr angenehm. Warum sollen wir hier weg? Oder doch lieber nach Irkutsk und dort in einer Fußballbar gemeinsam mit Russen Fußball gucken. Eröffnungsspiel - Russland gegen Saudi Arabien. So ganz wissen wir das jetzt um 11.00 Uhr nicht. Doch, es geht nach Irkutsk. Die Stimmung wollen wir genießen!
Die letzten drei Tage, seitdem wir hier stehen, hatten wir immer ein Gespräch mit Galja, einer Schülerin, die ab September in die 9. Klasse geht und Deutsch als Fremdsprache hat. Sie möchte natürlich ihr Deutsch anwenden und auch viel über Deutschland erfahren. Eine ganz liebe, interessierte und wie ich meine, fleißige junge Dame. Vielleicht gelingt es mir ja, sie mit einer gleichaltrigen deutschen Schülerin per Internet, WhatsApp oder Skype zusammen zu bringen.
Galina freut sich auf Kontakt mit deutschen gleichaltrigen Mädchen

Diesen Blog lesen ja auch genug aktive Lehrer und Großeltern, die Enkel in diesem Alter haben könnten.
Wir sind unterwegs, Petra hat die Brille auf und sieht: wir haben einen weiteren Steinschlag! Das Dumme ist, es stimmt.
Zwischen Irkutsk und der Insel Olchon


In Irkutsk stehen wir wieder am Hotel Irkutsk. Diesmal kostet es für über Nacht parken nur 500 Rubel. Hier werden wir den Rest des Abends mit Fußball-WM sehen in  einer Bar verbringen. Mal sehen was da losgeht?
Der nächste Car-Glass Dienst ist 460 km entfernt in Ulan Ude. Heute ist Donnerstag, am Sonnabend von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Also morgen bis kurz vor Ulan Ude, nochmal am Baikalsee übernachten und dann am Sonnabend in die Hauptstadt Burjatiens.
Das Eröffnungspiel beginnt um 23.00 Uhr = 17.00 Uhr in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt bin im Reich der Träume. Schade, aber dieser Zeitpunkt ist für uns definitiv zu spät.
15. Juni 2018, Freitag
Eröffnungsspiel, Russland hat 5:0 gegen Saudi-Arabien gewonnen. Auf der Fahrt durch Irkutsk sehen wir nichts davon. Keine zusätzlichen Fahnen, kein Hupen, Euphorie sieht anders aus. Aber, wie soll bei diesen Anstoßzeiten hier auch jemand in der Nacht auch Fußball gucken. Sechs Stunden Zeitunterschied!
Fahrtag von Irkutsk in Richtung Ulan Ude. Kurvig, meist gut ausgebaut, einige Abschnitte sind offene Baustelle, wir kommen gut voran und wollen abschließend nochmal am Baikal übernachten.
Übernachtung: N51.92667° E106.17730° Höhe 454m frei, direkt am Uferweg, irgendwie eine Mischung aus Datschen und Pionierlager, zur Zeit wenig los hier, flacher Sandstrand, am Rande des Selenge-Deltas, ein Mecklenburger badet hier nicht, sicher, Einkaufsmöglichkeiten am Wege, wir haben ein eingefrorenes Brot für morgen früh bekommen 


Unser Strand am Rande des Selenga-Deltas

16. Juni 2018, Sonnabend

Weiter nach Ulan Ude. Klara führt uns direkt zum Autoglaser. Er macht es etwas anders als der von Carglass kurz vor der estnisch-russischen Grenze. Der Preis ist der Gleiche. Er ist halt hier im weiten Umkreis der Einzige, der das kann.
In die Innenstadt zum Einkaufen. Übernachten am Enthnologischen Museum am Rande der Stadt.
N51.88459° E107.64909° Höhe: 679m

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