18-12 Zu den Sanddünen des Mongol Els, zurück nach Ulan Bator und dann über den Norden nach Russland



13. Juli 2018, Freitag
Unsere Aussischt beim Aufwachen

Von Khujirt zum Mongol Els, so richtig weit ist es nicht. Wir lassen uns Zeit. Unterwegs treffen wir ein Berliner Pärchen, das wir vom Camp Oasisi in Ulan Bator kennen. Sie sind mit ihrem Landrover auch über den Landweg in die Mongolei gereist, haben aber nur drei Monate Zeit. Vorgestern hatten wir uns schon in Karakorum wieder getroffen.
Nach 1 ½ Stunden sind wir am Ger-Camp „Bayan Gobi“, direkt an den Sanddünen.
Der Weg zum Ger-Camp

Unsere Nachbarn



Mit der Chefin des Camps sprechen wir über eine Jeep-Tour durch die Dünen zum Krönungsplatz von Zanabazar, dem ersten religiösen und weltlichen Führer der Mongolen, über den man wegen seiner Klugheit und seiner Hingabe zu den schönen Künsten nur positiv redet/schreibt.
Sie kann nichts versprechen wird es aber versuchen.
Übernachtung: N47.28373° E103.75355° Höhe: 1280m, direkt vor dem Ger-Camp, senkt die Kosten (duschen 5 000 Tugrik = weniger als 2€ pro Person, Essen 20 000 Tugrik = weniger als 8€ pro Person), um zum Camp zu kommen muss man etwa drei bis fünf Kilometer Sand-Piste fahren. Keine Anstiege, wir kommen gut durch.

14. Juli 2018, Sonnabend
Es hat geklappt, wir haben jemanden, der uns zu Zanabazar’s Krönungsplatz fährt. Allerdings, es ist kein Allrad-Auto und die Dünen damit queren ist nicht möglich. Jemand von einem anderen Ger (russ. Jurte) fährt uns mit seinem klapprigen Privatauto. Ein Erlebnis der besonderen Art. Sein Bekannter mit dem dreijährigen Sohn ist auch dabei. Wollen wir das? Ja wir wollen.
Zuerst zur nächsten Tankstelle. Diese hat zu. Jetzt wird’s eng. Der Tank ist so gut wie leer. Trotz allem müssen wir in den nächsten größeren Ort mit Tankstelle. Geschätzt 20 km, langsam und damit Sprit sparend fahren. Wir schaffen es! Anderthalb Stunden sind jetzt vorbei. 
Jetzt geht’s los. 30 km am Fuß der Sanddünen entlang durch Wiesensteppe über ausgefahrene Sandwege. Manchmal schwimmen wir im Sand, kommen aber jedes Mal wieder raus. Am Krönungsplatz von Zanabazar erleben wir eine wunderbare Landschaft. Bewachsene Sanddünen, ein großer Berg an der Nordseite, eine grüne Ebene als Krönungsplatz, davor Teiche mit Wasserpflanzen umgeben von Schatten spendenden Sträuchern und Bäumen. Die gesamte Welt des hier gekrönten Herrschers innerhalb dieses einen Tales: Wüste, Berge, Wasser, Bäume und Sträucher. Viel das Leben symbolisierendes Grün. Ein Ort, der an paradiesische Zustände erinnert.
Auf dem Weg zu Zanabazar's Krönungsplatz

Am Dünenefuß entlang



An der Stupa im Tal 3x in Uhrzeigerrichtung vollständig rum

Zanabazar's Krönungstal


Stele zur Erinnerung an die Krönung

Am Tümpel

Berg, Dünen, Wiesen, See

Im Dumont-Reiseführer lesen wir unter Einführung des Lamaismus:
„Die führenden mongolischen Fürstenfamilien förderten die Einführung des buddistischen Lamaismus und sicherten sich innenpolitische Macht, indem sie dafür sorgten, dass die Wiedergeburt des Dalai Lama jeweils in ihren Familien gefunden wurde.“
… „1650 erfolgte der nächste Schritt: Ein Sohn von Abatai Khan,…, erklärte seinen 15 Jahre alten Sohn und damit einen Enkel Abatais zum geistigen Oberhaupt der Mongolei, ein Schritt, den der Dalai Lama bestätigte. Damit wurde er der erste ‚heilige ehrwürdige Herr‘… Unter dem Namen Zanabazar wird er noch heute hoch verehrt.“
„Die mandschurischen Herrscher in Peking achteten aus Gründen der Staatsraison darauf, dass – nachdem der Zweite Bogd Khan verdächtig früh im Alter von 36 Jahren verstorben war – ab der dritten Wiedergeburt alle weiteren nicht in der Mongolei, sondern in Tibet – und damit außerhalb des mongolischen Adels oder gar der Familie Dschingis Khaans – gefunden wurde.“
Bei Wikipedia lesen wir:
„Dsanabadsar wurde 1635 als Sohn des Tüsheet Khans Gombodorji (1594–1655), einem von drei territorialen Khans der Chalcha-Mongolen, geboren. Wohl nicht ganz zufällig wurde dann auch bereits die frühe Kindheit Dsanabadsars angeblich von wundersamen Begebenheiten begleitet, und so gab man ihm im Alter von fünf Jahren den Namen „Öndör Gegeen“, was „Großer Erleuchteter“ bedeutet. Nachdem er von einem Wahrsager untersucht worden war, befand man, dass sein Körper alle Merkmale eines Buddha aufweise. Dsanabadsar wurde daraufhin während eines großen Treffens der Sieben Banner der Chalcha als Lebendiger Buddha und religiöses Oberhaupt der Gelug-Tradition inthronisiert. Nachdem er bis 1649 in der Mongolei erzogen worden war, sandte man ihn nach Lhasa, um ihm dort eine tibetische Erziehung sowohl unter dem Dalai als auch dem Penchen Lama zu ermöglichen; dazu gehörten auch höhere Ordinationen durch den Dalai Lama, der ihm im Alter von 15 Jahren den Titel „Jebtsundamba“ verlieh….
Dsanabadsar wurde nach seiner Rückkehr aus Tibet als herausragender Gelehrter und Bildhauer bekannt, und man sagte ihm nach, er verfüge in Ergänzung zu seinem feinen Intellekt über magische Kräfte. Zahlreiche Klöster und Schulen wurden nach seiner Rückkehr aus Tibet gegründet. Mit Dsanabadsars religiösen Werken, Lehren und Gebetsliedern hielt der Lamaismus Einzug in die Mongolei. Viele seiner Werke sind noch heute in Gebrauch.
Er ist vor allem auch durch seine herausragende Bildhauerkunst bekannt geworden, darunter die Porträts der fünf Dhyana-Buddhas und die Skulpturen der 21 Taras. Er gilt als der größte buddhistische Bildhauer seiner Zeit. Im Westen nennt man ihn wegen der außergewöhnlichen Schönheit seiner Werke auch den ‚Michelangelo des Ostens‘.“

Zurück fahren wir wieder am Dünenrand entlang. Unterwegs halten wir bei den Eltern vom Mitfahrer und werden in ihre Hütte eingeladen. Sehr herzlich. Jetzt passiert das, was wir vermeiden wollten. Tee, saure Milch, selbstgemachter Joghurt und Nudeln in Rindfleischbrühe werden uns angeboten. Wir haben Angst vor Durchfall. Mir gelingt es mit der Handbewegung auf meinen Bauch, nur den Tee zu trinken. Petra kostet vom Joghurt und findet ihn mit Zucker gesüßt köstlich.
Mit den Eltern unterhalten wir uns über ein englisch-mongolisches Zettelbuch. Auf die Frage rauftippen und schon wissen wir was gemeint ist und umgekehrt. Sehr liebes, nettes und interessiertes „Gespräch“. Einfach Klasse, wie man sich verständigen kann.

Bei den Eltern des Mitfahrers


Unterwegs Kinder

Unterwegs liebenswerte Kinder!!!

Als wir auf die Straße treffen sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite ungefähr 20 Wohnmobile stehen. Da müssen wir hin. Die Mongolei-Seidenstraßen-Tour von Seabridge steht hier. Ob sie quer durchs Land in Richtung Altai fahren werden steht noch nicht fest. Hängt alles ab von den aktuellsten Straßenberichten Richtung Westen. Eventuell sehen wir uns unterwegs irgendwo wieder. 

15. Juli 2018, Sonntag
Zurück nach Ulan Bator zu „unserem“ Camp Oasis. Keine Woche haben wir mehr in der Mongolei. Als wir hier reinfuhren, war alles fremd. Jetzt fühlen wir uns schon sehr heimisch und bedauern, dass unsere Zeit hier zu Ende geht. Wir haben uns an so vieles gewöhnt, verstehen inzwischen vieles und haben doch noch so viele Fragen zu den Menschen und zu den Lebensumständen.
Um 11 Uhr kommen wir los. Eine halbe Stunde Sandweg-Piste bis vor zur Asphaltstraße, dann 270 Kilometer bis nach Ulan Bator auf mongolischer Straße. Hier macht man uns den Abschied von der Mongolei wirklich einfach. Das schlimme sind nicht die Löcher im Asphalt sondern die Bodenwellen, Absenkungen und kleinesten Hügel in der Straße. Da alles asphaltgrau ist und keine Absicherungen oder Hinweise auf Gefahrenstellen vorhanden sind, sieht man alle Behinderungen viel zu spät. Ist die Straße längere Zeit gut, kommt ganz unvermittelt schlechte Wegstrecke. Das Auto tanzt dann durch die Wellen und alles wird durchgerüttelt. Die Straßen so zu präparieren muss auch eine „Kunst“ sein! Straßen können die Nomaden noch nicht bauen! Sinnvoll instand halten noch weniger!
Um 17.00 Uhr haben wir es geschafft. Jetzt noch zwei Nächte hier zur Ruhe kommen und dann machen wir uns auf zur russischen Grenze südlich von Ulan Ude.

16. Juli 2018, Montag
Einen Tag „Nichtstun“ auf dem Platz genießen!

17. Juli 2018, Dienstag
Zum Chingis-Khaan-Denkmal und dann bis knapp 200km vor die mong.-russ. Grenze.
Wir nehmen Conni aus dem Camp-Oasis mit. Sie ist hier gestrandet und muss ihren ganzen Urlaub neu organisieren. Schön, wenn wir auch mal etwas helfen können.
In einer wunderbaren Landschaft ist ein riesengroßes Reiterstandbild mit dem würdevoll reitenden Chingis-Khaan hingestellt worden. Die Sage besagt, dass er hier an dieser Stelle einen goldenen Stab gefunden hat. Ein Empfangsgebäude bildet das Fundament. Darauf aus Edelstahl das Denkmal, im Inneren ein Fahrstuhl. Der Pferdekopf ist als Aussichtspunkt begehbar.
Außen im Gelände steht eine bronzene Reiterhorde mit rund 15 berittenen Mongolen in verschiedenen Szenen. Sehr detailreich, sehr gut anzuschauen. Wirklichkeitsgetreue Gesichtszüge, Pferde und Reiter sind lebensecht und dynamisch dargestellt.


Reiterhorde





Die gesamte Horde

Chingis Khaan, ein Geier und der Respektvolle

Hinter Chingis Khaan tobten unglaubliche Regenfälle

Auf dem Rückweg nach Ulan Bator wundern wir uns zuerst über überflutete Straßen im nächsten Ort. Dann wundern wir uns über nichts mehr. Von hier an bis nach Ulan Bator müssen innerhalb kürzester Zeit gewaltige Wassermassen herunter gekommen sein.

Ein Transformer - ein transformierter LKW

Unser Übernachtungsplatz vorm Motel

Übernachten: N48.89830° E106.09714 Höhe 799m am Motel in Bayangol; unruhig, an Transmongolischer Eisenbahn, Straße keine 50m.

18. Juli 2018, Mittwoch
Und jetzt ab zur Grenze. Unterwegs verschwindet das restliche mongolische Geld im Tank.
Um 13 Uhr stehen wir vor der Grenze. Die Ausreise aus der Mongolei dauert rund eine Stunde. Ab 14 Uhr stehen wir bei der russischen Einreise an. Vor uns sind 8 Autos. Ich habe den Eindruck, dass hier besonders langsam gearbeitet wird. Mit Gründlichkeit hat das nichts zu tun. Mir scheint es, als ob der Grenzübertritt lange dauern soll. Vor einem Office unterhalte ich mich mit einem Luxemburger Motorradfahrer. Von einem Beamten werden wir aufgefordert uns auf russisch zu unterhalten. Das ist schon harter Tobak! Im Gulag-36 durften die einsitzenden Gefangenen sich bei Besuchen nur auf russisch unterhalten, damit der Wärter auch alles versteht. Russland, ich verstehe dich nicht mehr. Ist die Fußball-WM vorbei?
Nun gut, wir können das aussitzen. Petra liegt hinten im Wohnmobil und ruht. Ich surfe solange es geht im Internet und schreibe jetzt am Blog weiter. 
Um 18.30 Uhr sind wir durch! Bei uns ging es schnell. Nicht mal die deutlich zu sehenden Garagentüren mussten wir aufmachen. Uns scheint es so, dass durch die langen Grenzkontrollen die Mongolen abgehalten werden sollen nach Burjatien einzureisen. Gute Nachbarschaft sieht anders aus.
Direkt an der Grenze liegt auf der russischen Seite Kjachta. Wir suchen und finden eine Bank. Geld ist damit wieder kein Problem. Jetzt müssen wir nur noch unsere Megafon-Telefon-Karte aktivieren. 19.06 Uhr stehen wir vorm Megafon-Shop. Kommen Sie morgen früh wieder.
Wir suchen uns in der Stadt einen Platz zum Übernachten: N50.36028° E106.45277° Höhe 762m
Ein Vater kommt mit seinen beiden Söhnen um sich mit uns zu unterhalten. Zum Schluss wird noch ein Foto gemacht.
Unsere Stationen in der Mongolei (Krönungsplatz ist falsch geschrieben, ich weiß.)


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