18-13Kjachta, Babuschkin, Baikalsk, Sajansk, Tayshet, Krasnojarsk, Kemerovo, Altai



Unser nächstes großes Ziel ist Kasachstan. Am 2. August müssen wir Russland verlassen haben. Das Visum ist dann abgelaufen. Bis dorthin sind es knapp 3000 km. Bei zehn Fahrtagen sind das 300 km pro Tag. Wenn wir noch in den Altai wollen, dann sind es nochmal vielleicht 1000km mehr und somit rund 400 km pro Tag. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen in den nächsten Tagen Strecke machen.


19. Juli 2018, Donnerstag
Fahrtag Kjachta nach Babuschkin am Baikal
Am Morgen kommt der Vater von gestern Abend nochmal vorbei und bringt uns ein Geschenk für die Reise. Ganz lieb. Eine Armeeration für das Überleben in der Wildnis. Wir haben nur Schokolade für die Kinder.
Russland / Sibirien / Burjatien ist schon eine andere Welt. Es gibt wieder Bäume! Die Straßen sind zwar nicht perfekt, aber sie sind um Klassen besser als in der Mongolei. Wir genießen das gleichmäßige Fahren auf den russischen Straßen.
Unterwegs an unserem Kaffee-Trinken-Platz eine Fähre. Der Ponton ist ohne Motor. Er wird durch zwei Boote und die Strömung weiter unten an die andere Flussseite manövriert. das ist schon Kunst.

Durch den Verlauf der Transsibirischen Eisenbahn, die hier fast ausschließlich am Ufer verläuft, haben fast alle Orte keinen Zugang zum See.
Auf der Klara’s Handy-Karte heben wir gesehen, dass der Ort Babuschkin einen Teil seiner Fläche  am Baikalsee hat. Rauftippen, hin.
Angekommen, hier kann man nicht baden. Steinstrand und aufgewühlt und dazu noch kalt, wie die Einheimischen sagen. Dazu noch Industrie- und Fischerei-Ruinen. Es sieht aus, als ob hier, zum Beginn der Transsib-Ära, die Züge mit der Eisenbahnfähre aus Fort Baikal von der anderen Seeseite angekommen sind. In den ersten Wintern hat man auch über den zugefrorenen See Eisenbahnschienen verlegt. 
Babuschkin Blick auf die Bahnanlagen

Babuschkin, alte Fabrikanlagen? Dahinter der Baikal.
Übernachtung: N52.72098° E105.85342° Höhe 460m

20. Juli 2018, Freitag
140 km von Babuschkin nach Baikalsk
Sonnenaufgang in Babuschkin am Baikal


Wenn es hier in Babuschkin nicht möglich ist zu baden, dann vielleicht in Baikalsk. Die gesamte Stadt liegt auf einer Schwemmsandebene am See. Die Bahnlinie verläuft Richtung Gebirge.
In Baikalsk hat der Tourismus in Anfängen Einzug gehalten. Allerdings, auch hier ist das Baden nicht ohne Weiteres möglich. Steinstrände und keine Badepontons. Das würde sich hier anbieten. Aber bei den Wassertemperaturen, auch im Hochsommer, ist das Baden wohl kein Vergnügen.
Als wir vorn am Ufer auf dem Parkplatz ankommen werden wir auf deutsch angesprochen. Wo kommt ihr her? Ein Russlanddeutscher aus Köln fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis nach Wladiwostok. Zusammen mit einer Bekannten ist er jetzt hier. Die Bekannte ruft einen Bekannten an, der uns zu einem schönen Übernachtungsplatz bringen soll. So geschieht es auch. Der Bekannte der Bekannten kommt, fährt vor uns her zu einem schönen abgelegenen Platz am Strand. Genial hilfsbereit die Russen!!!
Aber Baden geht hier auch nicht.  Steinstrand, man würde sich die Beine brechen. Das muss nicht sein.

Unser Kaffee-trinken-Strand





Nach dem Kaffee trinken zurück in die Stadt. Sushi essen im Sportzentrum, lecker. Wo stellen wir uns für den Abend hin? Mal sehen, wie es an dem Hauptstrand ist. Hier steht schon eine französische Familie mit zwei Kindern und einem Wohnmobil. Die Eltern Jerome, Estelle und die Kinder Timèo und Amaèl. Nächstes Jahr kommt der Älteste zur Schule. Bis dahin wollen sie mit ihren Kindern ein Jahr intensiv zusammen sein und die Welt bis runter nach Australien entdecken. (https://www.facebook.com/JeromeEstelleTimeoAmael/ ).
Über Nacht wollen wir hier vorn am Strand gemeinsam stehen. Wir halten es „Lärmmäßig“ nicht aus, bzw. wollen uns das nicht antun. Laute Musik schallt vom Hafen rüber. Wir fahren wieder weg zum Sportkomplex „Baikal“ auf Beton in der Innenstadt. Hier ist Ruhe, hier stehen wir sehr gut.
Ruhiger Platz am Ufer, auf Steinen, N51,52450° E104.18099° Höhe: 458m 

21. Juli 2018, Sonnabend
Fahrtag Baikalsk nach Sajansk
Nach dem Aufwachen fahren wir zum obigen Uferplatz. Duschen aus dem Wohnmobil heraus, frühstücken und dann weiter. Die Strecke kennen wir zwar schon, aber die Ansicht ist eine vollkommen andere. Die Natur ist viel weiter. Alles blüht und grünt. Sehr angenehm für die Augen.
Das Wetter ist ab Irkutsk diesig und nebelig. Zwischendurch regnet es mal ab und zu. An unserer Pumpe von vor sechs Wochen füllen wir unseren Wassertank auf.
Wo übernachten? Nächster Wegweiser nach rechts, in neun Kilometern liegt Sajansk. Nie gehört.
Im Internet steht wenig, nur: 1970 als Chemiearbeiterstadt auf dem Reißbrett gegründet, 40 000 Einwohner, die Häuser werden saniert, die breiten Straßen werden asphaltiert, viel grün, viele Parks, wahrscheinlich hoher Freizeitwert und wahrscheinlich gute Verdienstmöglichkeiten.
In Sajansk

In Sajansk

In Sajansk

In Sajansk

In Sajansk

In Sajansk

Übernachtung: N54.10670° E102.16293° Höhe 519m auf großem asphaltierten Parkplatz in Sajansk; Supermärkte in der Nähe, bei uns war’s ruhig.

22. Juli 2018, Sonntag
Fahrtag Sajansk nach Tayshet
Wetter, wie gestern, diesig, wie Hochnebel, die Sonne schafft es nicht den aufzulösen.
Übernachtung Tayshet, Raststätte am Teich: N55.92569° E97.94650° Höhe 294m
Teich in Tayshet

Stellplatz auf dem LKW-Parkplatz

23. Juli 2018, Montag
Fahrtag Tayshet nach Krasnojarsk
Wetter wie gestern und vorgestern, diesig
Unterwegs Wasser bei: N56.11883° E96.89236° Höhe 332m im Ort Tuni rechte Seite von Ost nach West
In Krasnojarsk fahren wir zur Seilbahn. N55°58‘02“ O92°47‘23“
Hier ist ein Wintersportzentrum mit mehreren Sessel-Liften und tollen Abfahrten entstanden. Eine Sommerrodelbahn ist in Betrieb. Sieht sehr gefährlich aus. Mit dem großen Lift schweben wir nach oben und nach einer halben Stunde wieder nach unten. Tolle Übersicht über die Stadt, wenn nur der Hochnebel nicht wäre. Schade!
2019 wird hier die Winteruniversiade stattfinden. In der Stadt wird gebaut und auch hier am Wintersportzentrum wird alles für die Wintersport-Weltfestspiele der Studenten vorbereitet. Kluge Politik, die den Stolz der Russen auf ihr Land weiter stärken wird.
Krasnojarsk Wintersportzentrum Lift Talstation


Bergstation

Blick auf den markanten Hausberg von Krasnojarsk



Daunten steht unser Wohnmobil

Talstation der Sommerrodelbahn

Werbung für Universiade

Übernachtung hier an der Seilbahn.
N55°58'02" E92°47'23"

24. Juli 2018, Dienstag
Fahrtag von Krasnojarsk nach Kemerowo
Auf dem bisherigen Rückweg von der Mongolei lernen wir den russischen Straßenbau kennen. Viel mehr Baustellen, als auf der Herfahrt. An einigen Baustellen sind nur noch Restarbeiten nötig. Andere Baustellen bieten das volle Programm: Bis zum Unterbau wird die Straße erneuert. Das heißt durch üble Baustellen bis zu 10 Kilometer lange Abschnitte sind zu bewältigen. Aber, wann soll sonst gebaut werden? Das was hier von russischer Seite geleistet wird ist enorm.
Kemerowo ist eine 500 000 Einwohner Industriestadt am Wege und unser heutiges Tagesziel. Wir müssen in die Innenstadt, da meine SIM-Karte von Megafon nicht mehr funktioniert. Die Mädels im Megafon-Shop können mein Problem lösen, aber nur mit der Umschaltung meines Smartphones auf Russisch. Zum Schluss will meine „Klara“ nur noch mit mir russisch sprechen. Die Zurückstellung auf deutsch klappt nicht.
Mit viel Geduld gelingt es mir später im Wohnmobil „Klara“ auf deutsch zurück zu programmieren. Es war ganz einfach. Alle anderen Sprachen, außer deutsch mussten gelöscht werden.
Beim Reinfahren in die Stadt wirkte sie abweisend und schmutzig. Direkt am Ufer des Flusses Tom wird man von einem großen Kohlekraftwerk begrüßt. Aber dann, gefällt uns die Stadt. Gut organisiert, viel grün und durch den neuen Asphaltbelag im Stadtgebiet bietet Kemerowo einen sauberen Anblick.
Wo wollen wir übernachten? Der Blick auf die Satelliten-Karte zeigt uns zwei Seen in einer Flussschleife, ein Parkplatz mit vielen Badenden ist auch dabei. Hier könnte man gut übernachten. Und heute bei Temperaturen unter 20°C sollten am kühlen Abend auch keine Jugendlichen zum Balzen herkommen. So ist es dann auch. Wir stellen uns vor die Gaststätte. Gegen 23 Uhr klopft die Besitzerin der gaststätte ans Auto. Wir möchten doch auf einen Tee reinkommen. Ja ok. Der Tee schmeckt, Olga zeigt ihre Fotos aus der ganzen Welt. München, Frankfurt, Paris, Nizza, Lion, Italien, Schweiz sind einige ihrer Reiseziele gewesen. Ja, die Russen reisen sehr gerne (wenn sie es sich leisten können). Zum Schluss gibt es noch eine Schüssel sibirische Erdbeeren fürs Wohnmobil. Sehr herzlich, nett und unkompliziert. Verständigung über Google-Translator. 
Keine Fotos gemacht!

Wikipedia:
Kemerowo ist die Hauptstadt der 1943 gegründeten Oblast Kemerowo, die die geografische Region des Kusnezker Kohlebeckens (kurz Kusbass) umfasst. Die Kohlevorkommen des Kusnezker Beckens wurden 1721 von Michailo Wolkow entdeckt. 
Söhne und Töchter der Stadt:
Alexei Leonow (* 1934), Kosmonaut, erster Mensch, der sein Raumschiff verließ und frei im Weltraum schwebte
Juri Arbatschakow (* 1966), Boxer
Andreas Beck (* 1987), Russlanddeutscher, deutscher Fußballnationalspieler
Marina Gontscharowa (* 1986), Siebenkämpferin
Jewgeni Grischkowez (* 1967), Erzähler, Theater-Regisseur, Autor und Schauspieler
Lena Hades (* 1959), Malerin, Schriftstellerin und Fotografin
Wjatscheslaw Iwanenko (* 1961), Leichtathlet und Olympiasieger
Anton Kalinitschenko (* 1982), Skispringer
Anton Korobow (* 1985), ukrainischer Schachspieler und internationaler Schachgroßmeister
Alexei Leonow (* 1934), Kosmonaut, erster Mensch, der sein Raumschiff verließ und frei im Weltraum schwebte
Dmitri Medwedew (1970–2005), Oberstleutnant im Nordkaukasus, Held der Russischen Föderation
Gennadi Mesjaz (* 1936), Physiker
Slava Mogutin (* 1974), Journalist, Autor und Fotograf
Anastasia Oberstolz-Antonova (* 1981), italienische Rennrodlerin
Jelena Prochorowa (* 1978), Leichtathletin, Olympiamedaillengewinnerin und Weltmeisterin
Sergei Saifulin (* 1968), Beachvolleyballspieler
Nadeschda Sergejewa (* 1987), Bobsportlerin
Natalja Sjatikowa (* 1974), russisch-weißrussische Skilangläuferin
Wera Sjatikowa (* 1974), russisch-weißrussische Skilangläuferin
Ludmila Thomas (* 1934), deutsche Historikerin
Roman Weilert (* 1979), deutscher Eishockeyspieler

25. Juli 2018, Mittwoch
Heute wollen wir bis nach Gorno-Altaisk kommen, das sind mehr als 500 km. Wir schaffen es nicht. 100 km vor unserem Ziel hören wir für heute mit dem Fahren auf. Der Anfang verlief euphorisch: Ab Kemerowo eine Autobahn, 60 km. Dann nochmal zwischendurch einige Kilometer Autobahn ähnliche Straße. Aber dann ging es von Nowokusznetzk bis nach Bijsk über die Berge, durch etwas abgelegene Regionen über Rajonstraßen / Kreisstraßen. Ungefähr 10 km reine Piste, ansonsten Schlaglochstraßen, mal besser, mal schlechter.
Die Gegend ist einfach wunderbar. Mittelgebirgsland, Altaivorland, sanft geschwungene Berge und Täler, weite Blicke von der Kammstraße auf der wir zum Teil entlang fahren. Die Farben der Wiesen sind einfach nur schön. Abgeerntete und bestellte Felder. Irgendwie heile Welt.



Bijsk ist unsere Übernachtungsstadt. Bijsk hat 210 000 Einwohner. In der Nähe von Bijsk wird aus den Flüssen Bija und Katun der große sibirische Strom Ob. Mal sehen, ob wir morgen zur Obquelle kommen.
Bis hierher sind es, von der mongolischen Grenze auf dem langen Weg, etwas mehr als 2800 Kilometer. Direkt durch die Mongolei wären es rund 1800km gewesen. Damit haben wir einen Umweg von rund 1000 km, von Ulan Bator aus gerechnet, gemacht.
Wenn ich die Straßenverhältnisse in der Mongolei und in Russland vergleiche, dann ist der Umweg das kleinere Übel gewesen. Der Schaden, der auf eventuell versandeten oder verschlammten Pisten und ohne vernünftige Orientierung aufgetreten wäre, war nicht kalkulierbar. Wahrscheinlich haben wir alles richtig gemacht.
Wikipedia:
Bijsk wurde 1709 als militärische Festung gegründet und behielt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auch primär militärische Bedeutung. 1756 spielte Bijsk eine kleine strategische Rolle in der Eroberung Sibiriens durch die Russen. Aus dieser Zeit stammen auch zwei Kanonen, die heute im Stadtpark aufgestellt sind. Erst 1782 bekam Bijsk das Stadtrecht und die damit verbundenen Privilegien verliehen. Die militärische Bedeutung Bijsks endete mit der Industrialisierung 1848, danach wandelte sich Bijsk zur Industriestadt. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden verschiedene industrielle Gewerbezweige in Bijsk. Eine Schnapsbrennerei, Sägemühlen, Webereien und metallverarbeitende Betriebe prägten das Stadtbild. 1915 erhielt Bijsk mit der Verlegung einer Nebenstrecke der Transsibirischen Eisenbahn einen Bahnanschluss. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Reihe von Industriebetrieben aus den europäischen Gebieten des Landes vorübergehend nach Bijsk verlegt.
Übernachtung: N52.54300° E85.22333° Höhe: 210m hinter dem Haus der Stadtverwaltung.

Kommentare