18-23 Baku, Asheron Nationalpark, flammende Hügel, Mingacevir, Tblisi, Armenien, Kloster Alaverdi, super Camping 3G




24. September 2018, Montag
Nachdem wir uns sehr lange mit unseren spanisch-rumänischen Nachbarn unterhalten haben,  erkunden wir heute Baku mit den Fahrrädern. Über die Promenade bis zum Ende. Wie es aussieht wird die Uferzone neu gestaltet. Die Industrie wird aus diesem Bereich verlagert und der frei werdende Platz für neue Wohnbebauung genutzt. Die Promenade wird verlängert, alles wird ganz chic.
Noch nicht gestalteter Uferbereich


Hier kann man nicht ins Wasser gehen - überall Öllachen

Neuses Hotel an der Promenade

Fahrradfahrerin aus Deutschland

Neue Uferbebauung

Über die Uferstraße in die Innenstadt








und in die Altstadt.
Die Altstadt ist eher was für die Touristen



Jungfrauenturm, Eingang zur Altstadt

Alles ist sehr schön renoviert. Baku gefällt uns sehr. Diese Stadt hat was.


 
25. September 2018, Dienstag
Heute wollen wir zum Asheron Nationalpark fahren. Vorher nehmen wir noch die Standseilbahn um von oben auf Baku zu schauen. Ein Wahnsinnsblick!
Eingang zur Standseilbahn

Oben auf dem Berg

Fernsehturm, vorne "Heldenpark"

Gedenkstätte für die Gefallenen des Berg-Karabach Konfliktes


In der Bildmitte unser fahrendes Hotel


50 Kilometer weiter zum Asheron Nationalpark. Hier, am Ende der Halbinsel Asheron ist der Zipfel als Nationalpark deklariert. Im Dezember sollen hier Robben ihr Winterquartier beziehen. Schade. Wir sehen einige interessante Vögel und vor allem verschiedene Schlangen im und am Wasser. Ich habe da persönlich großen Respekt vor, obwohl die Schlangen bestimmt mehr Angst vor mir /uns haben.
Im Asheron-Nationalpark

Bis hierher durften wir mit dem Auto fahren



Genau in der Bildmitte eine von den Schlangen. Die hat mehr Angst vor mir, als ich vor ihr. Trotzdem gefühlt habe ich mehr Angst.



50 km weiter befindet sich der Yanar Dag. Hier treten Methangase aus und brennen schon seit Urzeiten. Natürlich müssen wir dort hin. Dank unserer Navidame Klara finden wir den Yanar Dag noch im Hellen. Der erste Eindruck ist enttäuschend. Es wird dunkel und jetzt sehen wir die Bilder, die wir uns vorgestellt haben.

Hier werden hübsche Fotos gemacht. Eine einmalige Kulisse für hübsche Mädchen


Übernachtung auf dem gegenüberliegenden Parkplatz 40.501774 49.891289, am Abend unruhig wegen der jetzt anreisenden Touristen, am Morgen ebenfalls unruhig, hier treffen sich regelmäßig drei Busse zum Umsteigen.

26. September 2018, Mittwoch
Egal wo wir sind suchen wir immer nach deutschen Spuren in den entsprechenden Ländern. Im heutigen Aserbaidschan sind 1818 würthembergische Auswanderer auf Grund der Einladung des russischen Zaren angekommen und haben hier erfolgreich gesiedelt. Bis 1941 haben sie hier ihre Sprache und ihre Traditionen bewahrt und die ansässige Gesellschaft bereichert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden alle „unzuverlässigen“ Völker nach Kasachstan und Sibirien umgesiedelt. Man hatte Angst, dass die Völker am Rande der Sowjetunion sich von der sowjetischen Zwangswirtschaft selbst befreien, während der Krieg alle Kräfte im Westen bindet. Für mich jetzt nachvollziehbar.
1948 wurde mit Hilfe deutscher Kriegsgefangener hier am Fluss Kura die Stadt Mingacevir gegründet und ein Staudamm mit Wasserkraftwerk errichtet. Ein Kellner von der Gaststätte nebenan erzählt uns, dass vor einiger Zeit einer von den damaligen Kriegsgefangenen hier war und sich an seine damalige Zeit erinnert hat. Das beeindruckt uns stark.

Am Stausee von Mingacevir




Der Stausee ist recht leer, die Badesaison ist vorbei, der Strand lädt nicht zum Bade ein.
Übernachten an der Gaststätte am Stausee, sicher.

27. September 2018, Donnerstag
In der Stadt Naftalan kann man im dort geförderten Öl baden.  Das ist sehr umstritten, aber einmal kann ja nicht schaden. Wir fahren dort hin und stellen fest, mit Individualtouristen kann man nichts anfangen. Wenn man eine Anwendung haben will, dann muss man im Hotel ein Zimmer nehmen. Na gut, dann gibt es eben kein Geld von uns.
Die Stadt Gandja soll sehenswert sein. Wir fahren dorthin. Die Einfahrt in die Stadt ist, wie in anderen aserbaidschanischen Städten auch, mit einer langen funktionslosen Ziegelmauer gestaltet. Ok, dadurch wird Dreck, Müll und Schutt verdeckt. Ob das diesen Aufwand mit den nachfolgenden Reparaturen lohnt? Absolut unverständlich. Hier wird etwas gebaut, ohne auf die Folgekosten zu sehen! Aber, es sieht natürlich heute gut aus und viele Leute hatten Arbeit.
In der Nähe von Gandja sollen bis 1941 Aserbaidschan-Deutsche gesiedelt haben.
Wikipedia:
Die Ursachen der Auswanderung der deutschen sind vor allem in den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland zur Zeit der Napoleonischen Kriege zu suchen. In einer besonders schwierigen Situation befand sich der Süden Deutschlands, vor allem die Region Württemberg.[1] 1815 kam es nach einem Ausbruch des Vulkans Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa zu dramatischen Klimaanomalien „Jahr ohne Sommer“ in Süddeutschland. Die Missernten wirkte sich in einer Verteuerung der Lebensmittel. Armut und Arbeitslosigkeit blieben die hauptsächlichen Gründe für die Auswanderung.[2][1]
Laut einem russischen Geschichtsliteratur wandten sich Auswanderwilligen an den russischen Kaiser Alexander I., der ein halber Schwabe war, denn seine Mutter war Württembergerin, als er während seines Aufenthalts auf dem Wiener Kongress durch Stuttgart fuhr, und sie baten ihn um die Erlaubnis, sich im Kaukasus anzusiedeln.[3] Ein weiterer Grund, der zur Umsiedlung der deutschen Kolonisten in den Südkaukasus beitrugen war die Interessen des Russischen Reiches in der neu eroberten Region und seine diesbezügliche Einwanderungspolitik. Laut anderer Quellen bot der russische Zaren Alexander I. Auswanderwilligen eine neue Heimat im Kaukasus, mit Religionsfreiheit und ohne Militärpflicht.[2] In die Ansiedlung der Deutschen in Kaukasus investierte das russische Reich 697 428 Rubel.[4] In dieser Zeit war Aserbaidschan durch das Russische Reich erobert.

Helenendorf ist die erste deutsche Siedlung in Aserbaidschan. 1819 gründeten die deutsche Kolonisten aus Württemberg, aus Reutlingen, Betzingen, Altbach, insgesamt 140 Familien, Helenendorf in der Nähe der alten Handelsstadt Gəncə.[5][2]
Helenendorf war benannt zu Ehren der Großfürstin, Jelena Pawlowna, Schwester von russischen Zar Alexanders I. und Herzogin von Mecklenburg-Schwerin. Das Dorf befand sich auf den Ruinen der aserbaidschanischen Altsiedlung Xanlar, 7 Meilen von Gəncə entfernt.[6]

Wir fahren nach Gandja rein und kommen in mehrere Straßenbaustellen. Nichts wie raus hier. Das müssen wir uns nicht antun. Weiter zur Grenze. Die Ausreise aus Aserbaidschan und die Einreise nach Georgien gehen schnell. Es dauert nicht mehr lange und es wird dunkel sein. Deshalb nehmen wir den ersten TIR-Parkplatz und verbringen hier die Nacht. Duschen ist möglich, für uns kostet es, aus welchen Gründen auch immer, nichts. Wir finden ein ruhiges Plätzchen und können gut und sicher schlafen.

28. September 2018, Freitag
Aufwachen, Morgentoilette, Frühstück, Losfahren. Gespräch im Auto: Wohin? Direkt nach Armenien oder vorher zum Einkaufen nach Tbilisi? Das wird unsere letzte Möglichkeit sein noch in diesem Jahr nach Tbilisi zu kommen. Am 22. Mai, in der Partnerstadt Tschaikowski sagte mir Shenja, dass auf der Liste der Ehrenbürger der Stadt Neustrelitz vier sowjetische Militärangehörige verzeichnet sind. Es wäre schon interessant, herauszufinden, welche Spuren von ihnen noch existieren. Das interessiert mich auch, ich werde suchen.
Ehrenbürger von Neustrelitz (nur sowjetische Armeeangehörige)
1. Nikogosow,  Wagan Oganesowitsch
  1. Georgien, Stadt Tbilisi, Gogol Str.47
  2. Armenien, Stadt Jerewan, Abowjana Str. 21-58
2. Rolenko, Witali Gerasimowitsch
  Ukraine, Stadt Kiew, Darnitski Bulwar, 21-74
3. Soldatenkow, Iwan Nikolaewitsch
  Ukraine, Poltawa Gebiet, Stadt Lubny, Perwomaiskaja Str. 2-8
4. Wasilenko, Boris Wasiliewitsch
  1. Weissrussland, Stadt Minsk, Kalinina Str. 28-10
  2. Weissrussland, Baranowitschskaja Gebiet, Stadt Slonim, Krasnoarmeiskaja Str. 121

Wir fahren nach Tbilisi rein, erkundigen uns an einem Supermarche Markt nach der Gogol-Straße. Ein netter Mann auf dem Parkplatz zeigt mir auf meinem Handy die Gogol-Straße und schon können wir hinfahren. Es läuft perfekt und wir finden einen Parkplatz in der Gogol-Straße. Jetzt müssen wir nur noch die Nummer 47 finden. Wie wir von Passanten erfahren hat hier irgendwann eine Veränderung der Straßenführung mit Häuserabriss statt gefunden. Das letzte Haus in der Straße mit geraden Zahlen ist die Nummer 34 und mit ungeraden Zahlen die Nummer 13. Eine Nummer 47 gibt es nicht mehr. Fragen nach dem Verbleib von Wagan Oganesowitsch Nikogosow sind in seinem ehemaligen Wohnhaus nicht möglich. Schade. Dann suchen wir eben in Jerewan.

Blick auf die geraden Hausnummern der Gogol-Straße


Raus durch den chaotischen Straßenverkehr von Tbilisi. Zur armenischen Grenze kommen wir schnell. Der Grenzübertritt ist nicht rekordverdächtig, aber wir sind noch vor der Dunkelheit in Armenien, haben etwas Geld und eine SIM-Karte.
In Alaverdi finden wir vor der Feuerwehr einen Nachtplatz.

29. September 2018, Sonnabend
Vom Talgrund in Alaverdi hoch zum auf der Hochebene liegenden Dorf Sanahin, UNESCO-Weltkulturerbe. Hier wird eine der vielen armenischen Klosteranlagen renoviert.
Wikipedia
Das Dorf ist für seinen im 10. Jahrhundert gegründeten Klosterkomplex bekannt. Zusammen mit dem Kloster Haghpat ist es UNESCO-Weltkulturerbe. Der Komplex gehört zur Armenischen Apostolischen Kirche und besitzt zahlreiche Chatschkar.
Chatschkar (armenisch խաչքար, transliteriert Xačk‘ar, „Kreuzstein“) ist in der Tradition der Armenischen Kirche ein kunstvoll behauener Gedächtnisstein mit einem Reliefkreuz in der Mitte, das von geometrischen und pflanzlichen Motiven umgeben ist. Die aufrecht stehenden, rechteckigen Steinplatten von bis zu drei Meter Höhe sind auf der Schauseite kunstvoll mit Flachreliefs verziert. Sie stellen eines der zentralen kulturellen Symbole der Armenier dar.
Die ältesten Exemplare stammen aus dem 9. Jahrhundert, der gestalterische Höhepunkt der Chatschkare lag im 12./13. Jahrhundert. Anzutreffen sind sie bis Ende des 18. Jahrhunderts. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden erneut Chatschkare erstellt.
Bei der Fahrt nach oben: Das ist kein qualmender Vulkan, sondern der Schornstein des hinter dem Berg befindlichen Industriebetriebs.

Kloster

Chatschkare






Anschließend fahren wir von Alaverdi
Blick ins Tal (Alaverdi) und auf die Hochebene
Unterwegs

durchs Gebirge bis zum Camping 3G, 30 km östlich von Jerewan. Es sind keine 200 Kilometer über schmale, kurvenreiche und hügelige Straßen. Es dauert unendlich lange. Hier warten Janine und Friedolin auf uns. Wir haben uns im vergangenen Jahr in Georgien fast auf den Tag genau kennen gelernt und stehen über unseren und ihren Blog miteinander in Kontakt. Große Freude über das Wiedersehen.
Der Camping 3G gehört Sandra und Matti, beide junge Niederländer, die hier ihren Traum verwirklichen und einen Top-Campingplatz aufgebaut haben. Tolle ruhige Hanglage zwischen zwei touristischen Highlights. Eine Oase der Ruhe, Sauberkeit und perfekten Organisiertheit. Backpacker, Radler, Motorradfahrer und Wohnmobilisten aus Deutschland, den Niederlanden, Russland, England, Frankreich, Slowenien und China sind zur Zeit hier. Vadim, der russische Couchsurfer, der mit seinem Gastgeber aus Jerewan hierher zum Geburtstag feiern gekommen ist, lädt alle zu Wodka und Kognak ein. Eine sehr angenehme Runde.







30. September 2018, Sonntag
Ausspannen auf Camping 3G

1. Oktober 2018, Montag
Zusammen mit Friedolin fahren wir im Taxi nach Jerewan. Friedolin reicht alle Unterlagen für das nächste Iran-Visum ein. Wir suchen nach der Abowjana Str. 21-58. Vielleicht erfahren wir hier etwas über den Ehrenbürger der Stadt Neustrelitz, Nikogosow,  Wagan Oganesowitsch. Wir steigen bei der Nummer 21 aus. Die Abowjana Straße ist eine der Hauptgeschäftsstraße von Jerewan. In den oberen Stockwerken sind Wohnungen. Nur, da kommen wir nicht hinein. Eine Hausverwaltung finden wir auch nicht. Namensschilder sind keine vorhanden. Wir gehen zu einer Parkbank und fragen bei älteren Leuten nach der Familie Nikogosow. (Übrigens, ältere Leute sind inzwischen jünger als wir!) Zeigen das Bild des Offiziers. Erzählen, dass er Ehrenbürger von Neustrelitz ist und wir ihn oder seine Familie suchen. Die Frau geht mit uns zum Schuhmacher im Erdgeschoss, der verweist auf weiter hinten. Ein Gespräch zum ersten Stock hinauf ergibt, ja der lebte hier und ist leider verstorben, seine Kinder sind nach Israel ausgewandert.


Mehr war in dieser Situation nicht zu erfahren. Schade.
Bilder aus Jerewan










Um 17.00 Uhr steht unser Taxifahrer, wie vereinbart, pünktlich am Marriott-Hotel und nach einer waghalsigen Fahrt sind wir eine Stunde später auf dem 3g-Camping. Bei Rot- und Weißwein werden die Reiseerlebnisse des letzten Jahres ausgewertet. 

(Heute ist der 3. Oktober 2018, der Tag der Deutschen Einheit. Ich bin beim Veröffentlichen dieses Postes. Mir fällt auf, dass es keine öffentlich zugängliche Liste der Ehrenbürger von Neustrelitz gibt. 
Bei mir stellen sich weitere Fragen: Wenn es mindestens vier sowjetische Militärangehörige gibt, die Ehrenbürger von Neustrelitz sind, dann hat sich zu DDR-Zeiten "die Sicherheit" mit Sicherheit mit der Liste der Ehrenbürger von Neustrelitz beschäftigt. Warum wurde von den selbsterklärten Antfaschisten in der DDR der Name Adolf Hitler nicht von der Neustrelitzer Ehrenbürgerliste gestrichen? Das tat erst die demokratisch gewählte Stadtvertretung nach 1990. Welches Interesse hatte die allgegenwärtige und allwissende Staatssicherheit, an dieser Liste keine Änderungen vorzunehmen?)

Kommentare

  1. Danke für den wieder interessanten Bericht !
    Sind gerade von unserer letzten Regatta in Neumünster zurück. Nun geht es mit den "kleinen" in die Halle.
    Gute Weiterfahrt !
    Regina & Hans

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