18-01 Von Neustrelitz bis zur Wolgaquelle




3. Mai 2018, Donnerstag
 11.00 Uhr Abfahrt bei km-Stand 109 199
Unser erstes Ziel ist unser Lieblingscampinghändler Erdmann in Neubrandenburg. Gestern haben wir Wasser aufgefüllt. Petra überprüft nochmal, ob alles in Ordnung ist. Und siehe da, die Pässe und andere wichtige Unterlagen, sind nass, zum Teil „angeweicht“. Was ist hier los, wo kommt das Wasser her? Anruf in Neubrandenburg, viel Arbeit in der Werkstatt, aber Herr Baier wird sich das mal ansehen. Ansehen und reparieren dauert zwei Stunden. Was war? Ein Frostschaden im Bad und in der Abwäsche, obwohl ich das Wasser für meine Begriffe ordnungsgemäß abgelassen habe. Jetzt weiß ich: die rausziehbaren Duschschläuche müsse rausgezogen werden und wenn alles abgelassen ist sollte anschließend mit dem Mund die Anlage durchgepustet werden. Damit sollte nur ganz wenig Restwasser im System sein. Ein Glück, dass wir das jetzt entdeckt und repariert bekommen haben. Danke Herr Baier!
13.00 Uhr Abfahrt Neubrandenburg, Autobahn bis Stettin – Ost. Hier wollen wir tanken und bei Kaufland günstig einkaufen.
In der sonst so quirligen Stadt ist alles wie ausgestorben. Tanken geht, ansonsten sind alle Läden zu. Heute ist der Tag der polnischen Verfassung, das ist der höchste Feiertag.
Bei bestem Wetter - Sonne, nicht zu warm – fahren wir über gut ausgebaute Straßen, vorbei an grünen Feldern mit gelben Butterblumen, Himmelsschlüsselchen, Sumpfdotterblumen, eingebetteten Seen, durch eine wunderschöne Landschaft. Was hier mit Hilfe der EU an Infrastruktur geschaffen wurde ist einfach nur toll. Mit dem richtigen Geld und einem neuen Gesellschaftssystem entsteht dann auch polnischer Fleiß und polnische Sauberkeit.
Wir schaffen es bis nach Pila / Schneidemühl.
Anruf nach Kaunas zum Saunakumpel Klaus, der dort Bundeswehr-LKW wartet. Wir werden uns morgen Sonnabend treffen und mit den Rädern Kaunas „erfahren“.
Übernachtung:
N53,1305 E16,7577 I Parkplatz im Wohngebiet neben Straße, ruhig, wir fühlten uns sicher

4. Mai 2018,  Freitag
Fahrtag von Pila / Schneidemühl durch die Masuren über Mikkoleiken nach Elck
Im Prospekt eines Reiseanbieters würde „Panoramafahrt“ stehen. Ja, es ist eine schöne Fahrt durch eine erwachende Frühlingsnatur!
Übernachtung Elck:
N53,8271 E22,3406 I Parkplatz vor einer Gaststätte mit Blick auf den See, Fußgängerverkehr zur hier beginnenden Promenade, in der Hochsaison wahrscheinlich zu belebt.

5. Mai 2018, Sonnabend
Von Elck nach Kaunas
Nach einem kurzen Spaziergang auf der Seepromenade von Elck stellen wir fest, dass wir bisher kein einziges Foto gemacht haben!  Hier also die ersten Fotos von unserer Reise.

Unser Stellplatz in Elck

Elck

Elck

Weiter nach Kaunas. Es rollt sich gut und  Mittag sind wir auf dem Campingplatz in Kaunas. Zweiter Anruf an Klaus, den hier arbeitenden Saunakumpel. Er wohnt etwas außerhalb und kommt die 15km mit dem Rad zu uns gefahren. Zusammen „errollen“ wir Kaunas. Eine tolle, schön herausgeputzte Stadt mit vielen jungen Leuten auf den Straßen und in den Gaststätten. Hier ist richtig was los. Bei der Stadtsanierung ist noch sehr viel zu tun, zeigt aber schon jetzt ihren Charme. Irgendwie nordischer Chic und Gelassenheit, keine Hektik, Klasse. Uns gefällt die zweitgrößte Stadt Litauens sehr gut. Wir beschließen auch morgen nochmal mit den Rädern Kaunas zu erkunden.

Start auf dem Stadt-Campingplatz in Kaunas

Teil der Burganlage


Klaus hat uns gut die Stadt erklärt.

Am Zusammenfluss von Memel ( Nemunas )  und Neris

Auch die gibt's hier

 

Im Klostergelände




Vor der Standseilbahn
Mehr Bahn is´ nich


Übernachtung Kaunas Campinglatz:
N54,93487° E23,91767°, 20€ pro Nacht für zwei Personen, Wohnmobil und alle Einrichtungen des Platzes

6. Mai 2018, Sonntag
Ein weiterer Tag in Kaunas
Die dominierende Kirche auf dem Berge

Was das bedeutet wissen wir nicht.



Morbider Charme



7. Mai 2018, Montag
In den letzten Tagen ist mehrmals der Kühlschrank ausgefallen. Wir befragen das Internet, wo es den nächsten Kühlschrankservice gibt und finden eine Adresse hier in Kaunas. Klara, unsere Navi- und Computerdame führt uns hin. Hier gab und gibt es nichts was uns helfen kann. Alle Büros abklappern, nichts und wieder nichts. Klara muss uns nochmal helfen. Der nächste Campingshop und -service ist in Tallin. Bevor wir das nächste halbe Jahr ohne Kühlschrank auskommen müssen bleibt uns nichts Anderes übrig, als einen kleinen Umweg von je nach Sichtweise 500 bis 1000km, zu machen.
Koordinaten eingeben und dann ab in Richtung Norden.
Unterwegs an der Ostsee




Wir schaffen es heute durch Lettland bis nach Pärnu in Estland.
Dumm gemacht haben wir es mit dem Tanken. Was wir jetzt wissen: in Litauen haben wir für einen Liter Diesel 1,06€ bezahlt, in Lettland 1,13€ und in Estland 1,31€. Irgendwo in den Weiten des Internets hatten wir für Lettland 0,70€ gelesen und entsprechend wenig in Litauen getankt. Die Lettlandinformation muss ganz schön alt sein. Merke: nicht alles, was im Internet steht muss richtig sein!
Übernachten:
Motel+Caravan Camping „Konse“ in Pärnu N58,384722° E24,522639°; 26€ pro Nacht incl. alle Platzangebote; www.konse.ee

8. Mai 2018, Dienstag
Weiter nach Tallin. Klara weist uns mit schlafwandlerischer Sicherheit den Weg zum einzigen Campinghändler im Baltikum.
Beim Camperservice in Tallin. 

Es wird alles geprüft, es ist alles in Ordnung. Ja und warum fällt der Kühlschrank manchmal aus? Michail fragt: Wo und wann habt ihr zuletzt Gas getankt? Griechenland oder Italien im Herbst. Alles klar, im LPG der Südländer ist der Anteil von Propan ist zu gering für nordische Kälte. Ab unter 3°C reicht dann der Gasdruck für den Betrieb nicht aus.  Das wird die Ursache sein.
Sehr beruhigt fahren wir weiter in Richtung russische Grenze. Wir genießen die Landschaft, das schöne sonnige Wetter. Rund 75km vor Narva finden wir einen schönen Platz direkt an der Ostsee, neben einem einmündenden Fluss. Unglaublicher Sonnenuntergang, zwei wunderbare Rindersteak vor dem Wohnmobil grillen und das Leben ist schön.
Wunderschöne Ostsee

zufließender kleinerer Fluss

nicht viel weiter ein zufließender Bach

Hinter der Gaststätte übernachten wir


Übernachtung:
N59,43517° E26,99005° direkt an der Ostsee, bei einer geschlossenen Gaststätte, neben einem kleinen Yachthafen, ruhig, sicher

9. Mai 2018, Mittwoch
Heute also nach Russland.
Es ist nicht zu glauben, wieder ein Missgeschick. Ein vor uns fahrender PKW schleudert einen kleinen Stein auf unsere Windschutzscheibe. Das entstandene Loch ist nur oberflächlich. In der estnischen Radiowerbung haben wir mehrmals die Carglass – Werbung gehört. Also gibt es hier einen Helfer für unsere Scheibe. Das ist die gute Nachricht. An die nächste Tanke: Carglass auf Deutsch vorgesungen; Wo finden wir Carglass? In Narva? Nein, 20 km zurück. Auf zu Carglass Jähvi. Es klappt vorzüglich, innerhalb einer Stunde ist die Scheibe repariert und wir haben 50€ weniger in der Reisekasse.
Nach so vielen unerwarteten Erlebnissen wäre es schön wenn wir im Weiteren keine Reparaturen und Ängste mehr haben.
Vor dem Grenzübertritt nochmal Gas und Diesel tanken, damit wir die erste Zeit in Russland gut über die Runden kommen.
Der Grenzübertritt wird hier in Narva zum Geduldsspiel, nicht von russischer Seite! Ranfahren an die Grenze, warten. Bei uns geht das Tor nicht auf. Ein Beamter kommt und erklärt uns, dass wir etwa 5km zurückfahren müssen um uns dort für die Ausreise zu registrieren. Es waren unterwegs große Hinweisschilder wo die LKW, die PKW und wo die Busse langfahren sollen, aber kein Hinweis darauf, dass man sich vor der Fahrt an die Grenze irgendwo in einem „Grenzhof“ zu registrieren hat.
Rot der "Grenzhof"

Mit unserer Registriernummer hinter der reparierten Windschutzscheibe geht die Tür zum Grenzübergang wie von Allein auf. Pässe zeigen und schon sind wir aus der EU raus. Über den schmalen Grenzfluss - zwei Verteidigungsforts stehen hier nur rund 200m voneinander entfernt, eins auf estnischer Flussseite (Narva) und das andere auf der russischen Flussseite (Ivangorod) - und schon sind wir auf der russische Seite.
Sehr russlanfreundliche Demo zu Tag des Sieges in Narva

Beim Grenzübertritt: rechts estnisches Verteidigungsfort; links die russische Festung Ivngorod


Einreisepapiere für das Auto und die Personen ausfüllen, reingucken lassen ins Wohnmobil und dann sind wir in der Russischen Föderation.
In Ivangorod Rubel aus dem nächsten Automaten ziehen. Umrechnungskurs: 1€ entspricht rund 75 Rubel. Der Bankomat lässt nur 5000 Rubel zu, das sind knapp 67€.
Weiter in die nächste Stadt Kingissepp, hier werden wir übernachten und uns Telefonkarten besorgen. Es ist zwar heute der höchste russische Feiertag, aber der Megafon-Laden hat auf und wir bekommen unsere beiden Karten für zusammen 1600 Rubel / rund 21€ - 2x20GB, 800 Freiminuten für Russland zum telefonieren, volles 4G = LTE für einen Monat
Unser Übernachtungsplatz

Übernachten in Kingissepp:
N59,3720 E28,5929 Parkplatz am Wohngebiet, ruhig und sicher

10. Mai 2018, Donnerstag
Heute gehen wir nochmal in die Stadt und lassen uns bei Megafon erklären, wie man den Kontostand für das Internetvolumen abfragt. (*558#)
Heute ist in Deutschland Herrentag. Ich bekomme von Ernst Dr. Dörffel ein Video-WhatsApp. Beim Bedanken schreibe ich, dass wir seit gestern in Russland, irgendwo südlich von St. Petersburg sind. Es folgt ein richtiges „Schreib-Gespräch“. Am Fluss Wolchow und am Ilmensee war mein Vater von 1942 bis 1944 als Arzt im Krieg tätig. Es folgen der Ortsname und vielleicht können sich damals etwa 10-jährige Kinder noch an den deutschen Doktor erinnern. Er war Truppenarzt der Deutschen Wehrmacht und hat auch Sprechstunden, also praktische Betreuung der russischen Bevölkerung durchgeführt. Er sei sehr beliebt gewesen und habe ständig Geschenke von ihnen bekommen.
Ja, na klar: Wir fahren hin, fotografieren und suchen eventuelle Leute, die sich an ihn erinnern können. Per WhatsApp Fotos dazu. Morgen dazu mehr.
Unser nächstes Ziel ist die Wolgaquelle. Das werden wir heute nicht erreichen. Wir kommen bis nach Velikije Nowgorod. Hier waren wir schon vor zwei Jahren. Damals standen wir in der Nähe vom Kreml auf einem Parkplatz. Diesmal lassen wir uns von der StellplatzApp „iOverlander.com“ leiten und finden uns an einem Park mit Flußblick wieder. Hier stehen schon 16 Wohnmobile aus den Niederlanden. Sie sind auf einer geführten Tour „Weißrussland-Russland-Moskau-Sankt Petersburg-Baltikum“. Eine gute Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Geschlossener Bahnübergang


An der Wolchow



Vor zwei Jahren waren wir schon hier. Man müsste eigentlich, genauso wie in Tallin und Riga die Altstadt nochmal ansehen. Vielleicht ein Fehler, aber wir wollen noch so weit, dass wir meinen nur übernachten und dann weiter.
Einige Infos aus dem Baedecker-Reiseführer:
Eine Redewendung besagt: Velikije Nowgorod ist der Vater, Kiew die Mutter und Moskau das Herz aller russischen Städte.  Jetzt verstehe ich auch, dass die Russen die Ukraine als zu sich zugehörig sehen.  Der „Gospodin Nowgorod“ entwickelte sich ab 1136 zu einer mächtigen Bojarenrepublik. Die Über den Fluss Wolchow war Russland mit der Ostsee und damit zum Raum der Hanse verbunden. Nowgorod wurde zum Warenumschlagplatz und zählte zu den reichsten Städten Europas. Es besaß riesige Gebiete vom Weißen Meer bis an den Ural.
Übernachten in Velikije Nowgorod
N58,5375 E31,2902 Flussblick, am Park Inn Hotel, Wasser an einer öffentlichen Zapfstelle rechts neben dem Eingang zur Hotelgaststätte, wir fühlen uns sicher, viele Leute am Abend zum Grillen und feiern hier, trotzdem nicht übermäßig laut

11. Mai 2018, Freitag
Von Velikije Nowgorod über Mston nach Demjansk
Per WhatsApp telefonieren Ernst und ich. Klar, wir fahren heute nach Mston und versuchen Leute die sich an den deutschen Doktor erinnern können. Hilfreich wären einige Fotos. Wenig später sind die Fotos auf meinem Handy. Irre Technik!
Die 66km bis Mston am Ilmensee sind schnell gefahren. Navitante Klara zeigt uns aber keinen Weg dorthin, ebenso die Wegweiser. Es ist nur der Nachbarort Korostyn ausgeschildert. Gut dann fahren wir eben dorthin und versuchen jemanden zu finden, der über 80 Jahre ist und aus dem Ort Mston stammt. Die Asphaltstraße ist zu Ende, eine löchrige und höckerige Dorfstraße kreuzt uns. Anhalten, zum nächsten Haus, Versuch einer im Garten arbeitenden älteren Frau das Problem mit meinem bruchstückhaften Russisch klar zu machen. Sie scheint mich zu verstehen und verweist mich an den Med-Punkt des Dorfes. Die Ärztin hat gerade keinen Patienten. Sie ruft eine pensionierte Lehrerin im Dorf an, die kann bestimmt etwas deutsch. Sehr gutes aufgeschlossenes Gespräch mit beiden. Sie sind selbstverständlich zu jung um sich an das Geschehen vor rund 70 Jahren zu erinnern und kennen auch keinen im Dorf, der aus Mston stammt und über 80 Jahre alt ist. Aber, hier im Dorf ist der deutsche Soldatenfriedhof, den sollten wir uns ansehen. Mit ihren Fahrrädern fahren sie vor uns her und bringen uns zum Parkplatz des Friedhofes. Dann passiert etwas verständliches, sie kommen nicht mit auf den Friedhof sondern verabschieden sich sehr herzlich hier von uns.
Von links: ich, die 58-jährige pensionierte Lehrerin, die Ärztin

Auch hier sorgt der deutsche Staat in Form der Deutschen Kriegsgräberführsorge für den ehrenvollen Umgang mit den gefallenen Soldaten und steht für durch Deutschland verübtes Unrecht ein. Darauf können wir sehr stolz sein. Hätte der zweite deutsche Staat, die DDR diese Größe gehabt? Ich zweifle sehr, wir waren doch



Nicht weit entfernt: die Gedenkstätte für die sowjetischen Gefallenen.
die Guten und hatten mit der eigenen Vergangenheit nichts zu tun. Wie feige!

Beim Hantieren mit unserer Klara komme ich auf irgendeinen Button und habe plötzlich das Satellitenbild der Gegend auf dem Bildschirm. Was Klara alles kann. Es führt durchaus eine Asphaltstraße kurz vor Mston. Der Abzweig vom Asphalt bis ins Dorf schein auch fahrbar zu sein.
Wir fahren bis ins Dorf rein, sprechen eine vorbeigehende Frau an. Ja hier im Haus wohnt eine Frau, auf die meine Beschreibung zutreffen kann. Klopfen, rufen, ein Fenster geht auf. Die Frau erklärt mein Kauderwelsch der Rausguckerin. Ja meine Tante ist hier, ich hole sie.
Eine, doch schon betagte, 93-jährige Frau kommt raus. Wir setzen uns hin und sprechen miteinander. Ja, bei Ihr im Haus waren in der Besatzungszeit deutsche Offiziere einquartiert. Sie war nach dem Krieg für drei Jahre in Deutschland, in der Nähe von Brandenburg, und spricht / versteht etwas deutsch. Die Erinnerung an die Besatzungszeit ist verblasst und die Personen auf den Bildern kann sie wegen der schlechten Augen nicht erkennen. Böse oder schlecht spricht sie nicht von dieser Zeit. Aber, was uns leid tut, an den deutschen Doktor kann sie sich nicht erinnern. Sie war zu dieser Zeit 27 bis 29 Jahre alt und wahrscheinlich kerngesund.  Die Kinder auf den Fotos waren für sie zu jung. Schade.
Blick auf Mston


Teich in der Dorfmitte

Gespräch mit der 93-jährigen

Vor dem Haus der 93-jährigen

Wir gehen durch Mston fotografieren und fangen den dörflich, friedlichen Charakter mit mehreren Videos ein. Zum Schluss treffen wir eine 88-jährige. Sie fragt uns freundlich, was macht ihr hier? Wir erzählen unsere Geschichte, zeigen die Bilder auf dem Handy. Ja, sie kann sich an diese Zeit erinnern. Es gab Einquartierungen. Sie hat vieles vergessen. Nina war damals 22 bis 24 Jahre alt. Auf den Fotos erkennt sie keinen von den kleinen Patienten des deutschen Militärarztes. Viele aus ihrem Jahrgang sind tot und sie hat auch keine Kraft mehr.





Alle Schwarz-Weiß-Bilder aus der Zeit von 1942-44, Fotograf Vater von Ernst
Bildunnterschrift: Das blaue Haus





Ein Auto, der fliegende Händler, kommt und sie muss sich schnell verabschieden. Das scheint, nein ist, ein wichtiger Termin für die älteren Leute im Dorf.
Wir machen uns auf den Weg zur Wolgaquelle. Koordinaten eingeben und schon geht’s weiter. Zu Beginn ist die Straße richtig gut, aber dann kommt es dicke, beziehungsweise löchrig. Die Geschwindigkeit reduziert sich auf langsam über sehr langsam auf langsamst. Ein Trauerspiel von Straße! Wir schaffen es bis zur Rajonhauptstadt nach Demjansk. Als Stadt würden wir diese Ansammlung von Häusern nicht bezeichnen wollen. 
Ernst schreibt mir: Demjansk war bis 1943 ein deutscher Kessel, der nur über einen hölzernen Knüppeldamm von deutscher Seite erreichbar war. Der anhaltende Bestand dieses Kessels soll für Adolf Hitler ein Vorbild für das Durchhalten im Kessel von Stalingrad gewesen sein. Beim Rückzug wurde die Stadt völlig zerstört; Taktik der verbrannten Erde.
Übernachten in Demjansk:
N57,6431 E32,4651 auf dem Leninplatz vor der Schule, nicht zu empfehlen, die hormongeplagten Jugendlichen sind bis morgens 4 Uhr aktiv

12. Mai 2018, Sonnabend
Bis zur Wolgaquelle sind es nur 80 km. Wir brauchen auf katastrophalen Straßen über 4 Stunden dafür. Löcher über Löcher im Asphalt, teilweise fahren wir Sandpiste, Waschbrettpiste, manchmal geht es nur mit unter-Schritt-Geschwindigkeit vorwärts.
Auf dem Wege zur Wolgaquelle, das hier ist ein guter Weg

Die Leute ziehen weg, die Infrastrucktur ist überhaupt nicht attraktiv.


Wunderschöne Seen!

Die letzten 20km

Nicht mehr weit

Irgendwann ist auch diese Schinderei für unser Auto zu Ende und wir erreichen die Wolgaquelle in einem schönen hügeligen grünen Waldgebiet.
Wolgaquelle

Die ersten Meter der Wolga



Die erste Brücke über die Wolga



In der Abendsonne an der Wolga

Bis hierher sind es mit unseren Umwegen 2538 km. Die Wolgaquelle ist in den Waldaihöhen beim Dorf Wolgowerchowje. Die Wolga beginnt mit einer Wiesenquelle bei 228 m über Ostseehöhe, durchfließt eine Höhenunterschied von 256 m, ehe sie bei Astrachan nach 3530 km in das Kaspische Meer mündet. Über die von Menschenhand angelegten Kanäle verbindet sie  die Ostsee mit dem Schwarzen Meer, dem Weißen Meer und dem Kaspischen Meer. Es ist schon grandios, was sowjetische Wasserbauingenieure sich ausgedacht und verwirklicht haben. Über die Bedingungen beim Bau wäre ein neues Kapitel zu schreiben.
Hier oben ist es wunderschön! Und dann Fotos, Fotos, Fotos!!!
Heute fahren wir nicht weiter. Die nächsten 20 km über unsere ungeliebte Piste zurück zum nächsten Dorf, von dem eine passable Straße abgehen soll, gönnen wir uns heute nicht. Außerdem hier ist es richtig schön.
Wir probieren, ob es TV-Empfang via Satellit gibt und siehe da, wir haben Fernsehempfang. Wahrscheinlich letztmalig. Das müssen wir nutzen.
Übernachtung Wolgaquelle auf dem Parkplatz davor:
N57,2553 E32,4749 Toiletten gegenüber, mit Wasserhahn, auf sauberer Betonfläche, kein Telefon- und Internetsignal, hinten an der Quelle gibt es einen kleinen Souveniermarkt, allerdings ohne Lebensmittel

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