18-07 Von Ulan Ude in die Mongolei




17. Juni 2018, Sonntag
Wir besichtigen bei bestem Wetter das Ethnologische Museum. Hier sind zu den Themenkomplexen Stadhäuser aus Ulan Ude, Burjaten, Kosaken, Ewenken, Altgläubige deren Häuser und Höfe im Original wieder aufgebaut worden. Auch wenn wir im Detail nicht alles verstehen können. Es ist äußerst interessant und wir können uns die Bedingungen und das Leben hier in Sibirien sehr gut vorstellen.
Unser Wissen differenziert sich gewaltig. Im Haus eines burjatischen Arztes ( Zahnarzt, Gynäkologe, Chirurg ) erfahren wir, dass er und seine Frau zweimal in Deutschland, der Schweiz und Frankreich waren. Einrichtungsgegenstände, Schränke aus Deutschland mitgebracht. Hausmusik mit europäischem Flügel.
Stadthaus aus Ulan Ude - hier praktizierte ein Arzt

Kosaken siedelten hier um das russische Reich militärisch abzusichern.
Nach einer Reform der russisch-orthodoxen Kirche verzogen sich die Altgläubigen, die diese Änderungen ablehnten an die Ränder des russischen Reiches. Damit waren sie sicher vor eventuellen Verfolgungen.
Haus eines Kosaken

Verzierung am Kosakenhaus

Im Innenhof eines Kosakenhauses

Inneneinrichtung

Auf dem Weg in die Verbannung standen alle 25 km solche Unterkünfte für die Zwischenstationen. Zwei Zimmer für die Verbannten und deren Begleiter, eins für den "Wirt". Wenn man diese Infrastruktur benötigt, dann wurden auch sehr viele Leute in die Verbannung geschickt.

Die Ewenken lebten im Einklang mit der Natur unter einfachsten Bedingungen.
Ewenken - Tipi



Vielleicht sollten wir auch in Neustrelitz daran denken, das Erbe unserer Vorfahren zu sichern. Ein Slawendorf ist da einfach zu wenig. Kaum zu glauben, diese Gedanken kommen uns hier im so fernen Sibirien! 

Ich unterhalte mich mit dem schamanischen Gott, der für das Glück aller Familien zuständig ist und bitte ihn für unsere Familie und alle anderen Familien um Glück, Gesundheit und Erfolg im Leben.

Nach dem Mittag fahren wir ins buddhistische Zentrum Datsan Rinpoche Bagsha. Seit 1993 wurde hier ein buddhistisches Zentrum aufgebaut. Zwei goldene Stupas flankieren das Gelände rechts und links, mindestens eine davon ist als Tagungsraum mit einem kleinen Museum eingerichtet. Wunschbändchen flattern überall im Winde. Eine Glocke wird, nachdem man einige Münzen hingelegt hat zart angestoßen. Ich mache es weniger zart und heimse mir missbilligende Blicke ein. Aber wann darf man schon mal eine so große Glocke bedienen? Klar, in Ordnung war das nicht. Aber ich werde es aushalten. Petra war’s peinlich.

Im Hintergrund das Zentrum von Ulan Ude




Gebetsfahnen


Dann hinein in den Innenraum des Buddha Tempels. Viele Leute beten mit, in der Mitte beten etwa sechs Mönche die Wünsche der Anwesenden. Es ist ein ehrfürchtiges Gemurmel. Hat schon was! Wir genießen die Atmosphäre. Viele Burjaten sind Buddhisten.
Weiter zum weltgrößten Lenin-Kopf. Hier stellen wir unser Womo ab und finden, hier kann man auch gut übernachten. Direkt vor irgendeinem burijatischen Ministerium. Da ist die Sicherheit gegeben.
Man beachte die Größenverhältnisse Petra zum Vergleich, dieses kleine Persönchen dort unten!
Theater




23.00 Uhr Fußball Deutschland – Mexiko 0:1.
Übernachtung: N51.83434° E107.58534° Höhe: 555m

18. Juni 2018, Montag
Noch ein Tag Ulan Ude
Für die Stadtbesichtigung gibt es hier die Grüne Linie. Diese führt auf 3,8 km an allen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt vorbei. Die Sonne brennt von oben, wenig Schatten, viel Asphalt, keine Erläuterungen, so richtig macht das heute keinen Spaß. Dann eben in eine Shopping Mall und dort Kaffee trinken. Diese Mall muss schon älter sein. Verwinkelt und unübersichtlich. Für die Besucher soll es wohl eine Herausforderung sein, die richtigen Geschäfte zu finden.
Zurück am Wohnmobil bim Lenin-Nischel, suchen wir per Internet und App nach einer öffentlichen Wasserstelle. Hinfahren, es funktioniert und wir können unseren Tank mit gutem Wasser füllen. Wasser: N51.85426° E107.57066°
In der Gaststätte oben am ethnologischen Museum kann man sehr gut essen. Genau das Richtige für meinen 68sten.
Übernachtung: wie Sonnabend

19. Juni 2018, Dienstag
Morgen wollen wir über die Grenze in die Mongolei. Wir können uns also Zeit lassen und fahren zum fast an der Strecke liegenden buddhistischen Klosterkomplex "Ivolginsky Datsan" 40 km von Ulan Ude entfernt. Dieses Kloster war das erste in Russland, das nach dem Systemwechsel vom nie existierenden Sozialismus / Kommunismus zur Marktwirtschaft wieder aufgebaut wurde. Eine buddhistische Universität hat ihren Lehrbetrieb aufgenommen.
Lehrgebäude

Die Blockhütten sind Unterkünfte für die Studierenden.

Es wird immer noch gebaut. Die wiederaufgebauten / neuen Gebäude gefallen uns, es sieht ganz toll aus, vielleicht zu perfekt. Was uns fehlt ist dabei der morbide Charme, den wir von alten buddhistischen Gebäudekomplexen kennen. Aber das wird sicher von ganz allein im Laufe der Jahre kommen.









Zur Grenze sind es noch knapp 200 Kilometer. Wir werden irgendwo, dort wo es uns gefällt übernachten. Am Tempel der Weißen Tara, rund 120 km vor der Grenze finden wir das was wir suchen. Ein schöner Tempel, ein Wasserhaus, ebenes Gelände und unendliche Weite und Ruhe in der südburjatischen Steppe.
Tempel der Weißen Tara



Und ringsumher die Steppe schweigt.


Übernachtung und Wasser: N51.14094° E106.56624° Höhe 660m

20. Juni 2018, Mittwoch
Ausschlafen, Frühstück, Wohnmobil sauber machen, Wasser nehmen, in dieser Landschaft meditativ langsam. Ein Erdhörnchen schaut zu, der Steppenhund liegt vorm Wohnmobil, und der Steppenwind kühlt alles ab. Wasser nehmen und dann geht’s ab in Richtung Mongolei.

Unterwegs sehen wir ein entgegenkommendes Wohnmobil, deutsches Kennzeichen, WAK – Wartburgkreis. Anhalten, aussteigen und sich gegenseitig freuen! Alleinreisende Frau, sehr nettes, schönes  Gespräch, sie war 14 Tage in der Mongolei und wird über Russland, Georgien in die Türkei (links unten) fahren. Könnte sein, dass wir uns irgendwo nochmal über den Weg laufen.
Weiter durch die wunderschöne Mittelgebirgslandschaft zur Grenze.


Nochmal Tanken. Hier treffen wir auf zwei holländische Motorradfahrer. Sie sind die Route gefahren, die wir in Richtung Westen, in den russischen Altai fahren wollen. Sehr viel schon fertige Asphaltstraße, aber: 270 km sind bis zu 20km breite Piste, jeder sucht sich seinen eigenen Weg durch die Wüste. Können wir da fahren? Ja, aber … Für uns ist die Beantwortung dieser Frage wichtig, da wir uns so Zweitausend bis Dreitausend Kilometer Umweg /  Rückweg durch Russland sparen können oder nicht. Sie sind auf dieser Strecke mit ihren Motorrädern sieben Mal gestürzt. Ihr habt vier Räder, könnte besser gehen.
Sie haben noch mongolisches Geld und wollten es an der Grenze wegen der horrenden Aufschläge nicht tauschen. Wir brauchen mongolische Tugrik. Zum gegenseitigen Vorteil, Umtauschen. Das war eine gute Entscheidung. Für die folgenden Gebühren und Versicherung mussten wir uns nicht die überteuerten Wechselkurse antun.
Der Grenzübertritt dauert. Zuerst warten wir mit allen anderen hier schon Stehenden rund eine Stunde bis auf der russischen Seite der Zaun geöffnet wird und der Schlagbaum hoch geht. Mit allen Papieren bewaffnet gehe ich in ein Gebäude, Petra bleibt im Auto,  und registriere uns und das Wohnmobil für die Ausreise. Zwischendurch filmreife Szenen: die schwangere Kollegin kommt, langes Privatgespräch mit tätscheln des Bauches; privates Telefongespräch über das Handy der Beamtin, das aus der Handtasche geholt werden muss.
Zurück zum Womo, alle Türen und Klappen öffnen, es wird alles mit einer Actioncam gefilmt. (Wer soll sich diesen Blödsinn nochmal ansehen, das ist nun wirklich vertane Lebenszeit! Wenn sich die Grenzbeamten selber und ihrer eigenen Entscheidung – „das was ich gesehen habe ist ok“ - nicht trauen, ja was denn dann?). Eine Grenzerin mit Hund überprüft akribisch Petras Medikamente auf Drogen. Wenn wir welche mitgehabt hätten, dann wäre dieser Scheiß in der vollen Toilettenkassete gelandet. Darauf will hier aber keiner kommen. Einfach lächerlich! Wär doch mal ein tolles Bild, die Toilettenkassette an der Grenze zu öffnen!
Ähnlich, aber nicht ganz so bürokratisch gestaltet sich der mongolische Teil des Grenzübertritts. Nach 4 ½ Stunden sind wir durch. Auf mongolischer Seite hilft mir kurz ein deutsch sprechender Mongole. Er hat „unter Honecker“, so sein Sprech, an der Hochschule für Ökonomie in Berlin Karlshorst studiert. Drei Jahre musste er nochmal wegen des gesellschaftlichen Wandels dranhängen. Der Aufenthalt in Deutschland hat ihm sehr geholfen. Mir fällt ein, dass ich in meiner Studienzeit dort mal für meinen Bruder eine Mathearbeit geschrieben habe, Übergabe der Aufgaben in der Toilette, Rückgabe der Antworten ebenfalls dort. (Zu einer Vier hat‘s gereicht, es gab viele Fünfen!).
Dann weiter zur Versicherung für unser Auto in der Mongolei. Mit einem LKW-Fahrer aus Weißrussland unterhalte ich mich. Er fährt Pampers und Fairy Ultra aus Westpolen ohne Rückfracht nach Ulan Bataar. Zehnmal ist er schon diesen Weg gefahren. Der Irrsinn kennt keine Grenzen. Aus meiner Sicht sollte es kein Problem sein, einen Bahncontainer per Bahn nach Ulan Bataar zu transportieren. Billiger sollte das auch sein?! Wir sind alle Teil der globalen Blödsinnswelle. In Ulan Bataar werden wir mal sehen, wo wir die Pampers kaufen können.
Übernachtung: Suche Bataar, vor der Sportarena N50.20837° E106.20586, sicher

21. Juni 2018, Donnerstag
Ausschlafen, Frühstücken, wir lassen uns Zeit und beobachten die Jungen, die mit ihren Pferden hier vorbeikommen und sich unserer Meinung nach auf das Nadaam - Fest im Juli vorbereiten. Ein tolles Bild das die kleinen Jockeys abgeben.
Kurz vor Mittag kommen wir los und fahren wiederum durch eine tolle Mittelgebirgs-, Steppen- und Flusslandschaft. Immer mal wieder fotografieren!
Unsere erste Kamelherde





Ausgetrockneter See



90 km sind es bis in die zweitgrößte mongolische Stadt Darkhan. 95 000 Einwohner, 1961 gegründet, Grund: in der Nähe Kohlegrube Shariin Gol. Als erstes Geld aus Automaten ziehen, Kurs 1€ = 2800 Tugrik. Mit 800 000 Tugrik und den vorher getauschten Tugrik sind wir jetzt zwischenzeitlich Millionäre.
Komplizierter ist es, die SIM-Karte für die Mongolei zu bekommen. Beim Hauptbüro von Mobicom in Darkhan erhalten wir zwei Karten je 3GB für jeweils 20 000 Tugrik ( zwischen 8 und 9 Euro pro Karte).
Jetzt sind wir wieder unabhängig und international vernetzt. Isolde, meine Mutter wäre heute 101 Jahre alt geworden. Ein guter Grund mit meinem Bruder Frank über 48 Minuten per WhatApp zu telefonieren. 
Übernachtung: Baruunburen vor Verwaltung, N49.17146° E104.82652° Höhe 888m - tatsächlich zeigt das unser im Auto verbautes Navi an!

Kommentare

  1. Toller Blog! Alles Gute für die Weiterreise ! Ihr habt Mut !! Wir lesen mit großem Interesse.
    Grüße !
    Regina & Hans

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