18-11 Nach Karakorum in Chingis Khans Hauptstadt



8. Juli 2018, Sonntag
Fahrtag vom Oasis Camp Gobi bis rund 100 km vor Ulan Bator
Unser Ziel ist die Gegend um die alte Hauptstadt Karakorum. Das sind rund 1 000 Kilometer, also meditieren beim Fahren, die Gegend genießen und in die Ferne sehen. Diesmal fahren wir ein zweites Mal von Süden nach Norden.
Übernachten: N47.03805° E106.59046° Höhe 1420 m ; neben der Straße

Am Wege, Pferde werden verladen.

9. Juli 2018, Montag
Kurz vor Ulan Bator treffen wir Ernst mit seinem blauen Kastenwagen wieder. Wir kennen uns vom Camp Oasis in Ulan Bator und er war im Gebiet der alten Hauptstadt und darüber hinaus unterwegs. Informationen zum Straßenzustand, Wasserstellen hatten wir gegenseitig schon per Email ausgetauscht. Wir wussten auch, dass er heute in die Gobi fahren wollte. Anhalten, Freude übers Wiedersehen, nochmal die Informationen gegenseitig vertiefen, weiter. Vielleicht sehen wir uns in einer Woche im Camp Oasis Ulan Bator wieder.
Unsere Navidame Klara will uns auf Pisten um Ulan Bator führen. Vor einer für uns nicht fahrbaren Piste drehen wir um und suchen uns Asphalt.
Hier sollen wir laut Klara langfahren - landschaftlich schön und abwechslungsreich, nur nichts für unser Wohnmobil.
Blick auf Ulan Bator

Weiter von Ulan Bator aus in Richtung Westen. Die Straße hat Asphalt, ist aber sehr wellig. Nach zwei bis drei Freiflügen wissen wir, hier muss man langsam fahren. Der Straßenzustand ist ganz gemein. Es gibt gute Abschnitte, auf denen man normal fahren kann. Dann kommen ohne irgendeine Ankündigung Löcher, nichtsehbare Aufwerfungen des Asphalts und unvermittelt unscheinbare Absenkungen von einigen Metern Länge. Plums nach unten rein und am Ende hoch mit Flug raus.
Irgendwo ein Unfall. Auf der Straße liegen drei demolierte Autos, auf dem Feld nochmals eins, das wahrscheinlich einen Überschlag gemacht hat. Wie schon gewohnt: Umleitung übers Feld. Runter von der Straße aufs Feld kommen wir. Aber nach einigen hundert Metern wieder rauf auf die Straße ist nichts für unser Wohnmobil. Wir stellen uns erst mal hin und beobachten das Treiben. Die Ärztin versorgt die bei uns in der Nähe liegende Familie. Wir können nicht helfen. Der Mann / Fahrer liegt geschockt auf einer Decke. Die Ehefrau stillt das Baby, zwei weitere Kinder sind einigermaßen unversehrt und eine dritte Erwachsene ist auch ganz ok. Ein nicht enden wollender Fahrzeugstrom quält sich mit immenser Staubentwicklung übers Feld. Dabei geht es in typischer mongolischer Autofahrermanier zu: kein Vorteil für die Anderen, gegenseitige Rücksichtname eine unbekannte Wortkombination. So lieb und so sympathisch wie die Mongolen sind, als Autofahrer sind Einige bekloppt.
Helfen können wir nicht, nach vorne übers Feld geht nicht, hier kommen wir nicht auf die Straße. Wir fahren übers Feld zurück und suchen uns einige Kilometer weiter hinten auf einem Feld einem wunderschönen Stellplatz für die Nacht mitten in der Grassteppe.
Übernachten: N47.85162° E105.87725° Höhe: 1220m, frei im Felde, neben der Piste zum Nationalpark, einige Autos kommen vorbei, stören aber nicht.

10. Juli 2018, Dienstag
In der Nacht regnet es, am Morgen geht es weiter, so dass unser geplanter Spaziergang zur nächsten Bergkuppe ins Wasser fällt. Schade, der Ausblick ist bestimmt sehr schön. Weite, sanft gewellte, grüne Landschaft, irgendwie paradiesisch.

Vor zur Straße über die Piste und weiter Richtung Westen nach Karakorum („schwarzes Geröll bzw. schwarze Steine“). Von Karakorum sieht man so gut wie nichts. 200 Jahre nach seinem Untergang wurde hier das Kloster Erdenezuu gegründet. Dabei wurden die Überreste von Karakorum als „Steinbruch“ benutzt. Bis zu 10 000 Mönche haben hier gelebt. 1937 war Schluss, mongolische Truppen machten die Klosteranlage dem Erdboden gleich. Ab 1990 begann im kleinen Stile der Klosterbetrieb wieder. Es wird noch sehr lange dauern, bis die Anlage im alten Glanz erstrahlt. Trotzdem, das was wieder aufgebaut ist, lässt die Bedeutung für die Mongolen erahnen. 
Klostermauer mit Stupas

Wieder aufgebauter Tempel


Große Stupa

Restaurierter Tempel


Gebetsmühlen

Chingis Khan hatte hier die Hauptstadt für sein Weltreich festgelegt. Ausgebaut wurde sie von seinen Nachfolgern. Allerdings hatte sie einen entscheidenden Nachteil: Auf Grund der Witterungsverhältnisse war eine Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln nicht möglich. Die Stadt war immer auf Nahrungsmittel von außen angewiesen.
Über das Leben in Karakorum lesen wir auf den Tafeln zur Ausgrabung: „In den schriftlichen Dokumenten ist neben einem chinesischen Handwerkerbereich auch ein Areal erwähnt, das hauptsächlich von Muslimen bewohnt wurde und als Marktviertel und Treffpunkt der Händler diente. Auf Grund ihrer Lage an der Seiden straße zog die Stadt eine Vielzahl von Kaufleuten verschiedenster Herkunft an. Nicht alle Bewohner Karakorums lebten jedoch freiwillig in der Stadt, sondern einige mussten – wie der französische Silberschmied Guillaume Boucher – als Gefangene der mongolischen Kriegszüge Dienste für die Chaane verrichten.
Im starken Gegensatz zu der unbarmherzigen mongolischen Eroberungspolitik steht die große religiöse Toleranz der Herrscher, die sich in ihrer Hauptstadt Karakorum äußerte. Nach seinem Besuch am Hofe Möngke Chaans 1253/54 berichtet der flämische Mönch Wilhelm von Rubruk von der Existenz zweier Moscheen, einer christlichen Kirche und zwölf „Götzentempeln“.
Doch Karakorum war nicht nur Zentrum des Kultes, Warenumschlagplatz der Seidenstraße und Sitz der Verwaltung. Als Hauptstadt eines nomadisch geprägten Reiches diente die Stadt auch als Lager für Tributzahlungen und Raubgüter.“
„Im Rahmen der zunehmenden Konflikte um die Herrschaft des Reiches veranlasste der neu ernannte Chuilaj Chaan 1260 die Verlegung der Hauptstadt nach Dadu (Peking) und begründete damit die Yuan-Dynastie in China.“
An den Ausgrabungen von Karakorum waren die Universität Bonn und die Deutsche Archäologische Gesellschaft beteiligt.
Übernachtung vor dem Kloster: N47.19968° E102.84065° Höhe 1462m

11. Juli 2018, Mittwoch
Einmal um die ganze Klostermauer. 102 Stupas krönen die Mauer. Hinter dem Klostergelände beginnt das von der UNESCO zu Weltnaturerbe erklärte Gebiet der „Kulturlandschaft Oberes Olchontal“. Und hier begann die Hauptstadt des Mongolenreiches Karakorum.

Das UNESCO-Weltnaturerbe- Gebiet "Oberes-Olchon-Tal" beginnt hier.

Kloster Erdenezuu von außen

Hier stand die zentrale "Große Halle" von Karakorum. Die Quadrate im Boden kennzeichnen die Fundamente der Säulen für die Tragekonstruktion des Daches.

Die Schildkröte stammt wohl original aus Karakorum, die sich anlehnende Frau stammt aus Neustrelitz.

In dieser Woche ist in der Mongolei das Nadaam-Fest. Viele nutzen das um eine Woche mit der Familie zu verreisen. Auf dem Parkplatz vor dem Kloster ist ein Kommen und Gehen. Es ist richtig voll.
Typisches "Toilettenbild" in der Mongolei. Es gibt keine Bäume oder irgendetwas wo man sich verstecken kann. Die Männer entleeren sich somit in aller Öffentlichkeit. Wie wir später feststellen geht es den Frauen genauso, dort wird eher eine Senke im Gelände benutzt.

Im Dumont-Reiseführer haben wir gelesen, dass es in 55km Entfernung in Khujirt heiße Quellen gibt. Also zum Baden dort hin. An ein Ressort und Nachfragen. Ja, wir haben heiße Quellen. Benutzen dürfen die aber nur Gäste des Hauses. Zum nächsten Hotel, hier könnte wir eventuell baden, wollen aber aufgrund der Gegebenheiten nicht.
Die Gegend hier ist überwältigend schön. Hier bleiben wir und übernachten im Tal direkt am Fluss / Bach.
Übernachtung: N46.91836° E102.75831° Höhe 1620 m. 
In Khujirt am Bach

Unsere Nachbarn


12. Juli 2018, Donnerstag
Wanderung zum Hausberg von Khujirt.
Wir beschließen: wir bleiben eine weitere Nacht hier am mäandernden schnell dahinfließenden Bach stehen. Es ist einfach zu schön hier.
Greifvogel vor dem Abflug, er schei.. mir was

Oben auf dem "Hirschberg"

Familienausflug



In der Bildmitte, auf Höhe des Hauses steht unser Wohnmobil. Bitte den mäandernden Fluß / Bach beachten


Kommentare

  1. Tolle Bilder, kommen gerade von einer Paddeltour mit KIndern auf der Werra zurück, dagegen ein Katzensprung, aber auch schön !
    Grüße in die Ferne und viel Glück weiterhin !
    Regina & Hans

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