18-16 Zwei Tage mit den Rädern in Astana und dann von der neuen Hauptstadt in die alte Hauptstadt nach Almaty



6. August 2018, Montag und 7. August 2018, Dienstag
Zwei Tage Astana mit den Fahrrädern
Wir gehen zum Fluss und fahren mit dem Ausflugsboot eine Runde. Wir sehen, hier gibt es auch Fahrradwege.

Freilichtbühne




Hier auf dem bewachten Parkplatz stehen wir sicher und können das Wohnmobil allein lassen. Also Fahrräder raus, Fotoapparat mit und dann los in eine der jüngsten Hauptstädte des Planeten Erde. Hier dürfen sich die Architekten so richtig austoben. Eine unüberschaubare Vielfalt von Stilrichtungen dominiert das Stadtbild. Manches passt auf den ersten Blick vielleicht nicht zusammen. Es ist teilweise so kitschig, dass es fast weh tut.  Alles zusammen ergibt ein überwältigendes Panorama. Man muss es gesehen haben. Es dauert etwas, aber dann finden wir das Stadtbild einfach nur schön. Manchmal kommen wir uns vor, als ob Zukunftsdarstellungen vom Jugendweihebuch der 60-er Jahre hier nachgebaut wurden. Anleihen bei Fernsehserien erkennen wir. Ein Tor in andere Welten des Universums hat uns gestern Abend mit „Wassermusik“ bezaubert. Eine Glaspyramide samt unter dem Berg befindlichen Museum erinnert uns stark an den Louvre in Paris. Bögen, Blickachsen, Einkaufsmöglichkeiten, Wasserspiele, Parks, Cafe’s, Gaststätten machen Astana liebenswert und lebenswert.
Überall in der Stadt, irgendwelche Kunstwerke.

Präsidentenpalast

Philharmonie

Oberstes Gericht

Büros für Ministerien oder fürs Parlament

Wie aus dem Jugendweihebuch der 60-er Jahre



In der "Fressmeile" von einem Einkaufszentrum

Kleinkunst überall, wir fanden das sehr angenehm


Der Engel


Sichtachsen

Das größte Zelt der Welt mit Aquapark und Einkaufszentrum


Die Oper von Astana


Was Atatürk hier sucht können wir nur vermuten

Museum

In der "Schüssel" sind Übungsräume für das Konversatorium 








Was bei der Planung der Stadt vergessen wurde, ist der öffentliche Nahverkehr. Erst jetzt, nach 20 Jahren, wird eine Hochbahn durch chinesische Firmen mit einheimischen Arbeitskräften gebaut.
Baustelle für die Hochbahn

Baustelle für die Hochbahn

Ansonsten nur Dieselbusse, Taxen und private Fahrzeuge. Was sehr bemerkenswert ist: setzt irgendjemand einen Fuß auf einen Zebrastreifen, dann halten die sonst so rücksichtslosen Autofahrer sofort an.


8. August 2018, Mittwoch
Von Astana nach Karaganda
Warum Karaganda? Von hier sind rund 100 000 Aussiedler nach Deutschland gekommen. Bei mir in der Schule waren auch einige Schüler. Warum geht man dort weg, verlässt seine Heimat. Eine Antwort meine ich, haben wir gefunden. Karaganda 1931 wegen der Kohlevorkommen gegründet. Ende der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden „unzuverlässige Völker“ zur „Arbeitsarmee“ hierher umgesiedelt. Auch deutschstämmige aus den verschiedenen Gebieten der Sowjetunion. Hier gab es nur wenige Familien, die gemeinsam in Russland angekommen waren. Alte Strukturen waren bewusst zerstört worden. Hier in Karaganda waren sie, auch noch Mitte der neunziger Jahre die Faschisten, die Schuldigen am Zweiten Weltkrieg. Da war das Angebot nach Deutschland zurück zu gehen, die Lösung vieler Probleme!
Als wir nach Karaganda reinkommen sind wir begeistert von der Stadt. Alles gut strukturiert, sauber, gut saniert.
Zum Übernachten fahren wir an einen Tagebausee. Super klares Wasser. Gefällt uns auch. Nur, in der Luft liegt Chemie. Die Industriebetriebe hier stoßen in Unmengen dunkle Wolken aus. Eine Nacht hier schlafen, das geht gerade noch. Aber hier leben, nein. Das ist wie Leuna und Bitterfeld am Ende der 80-er Jahre. Wir hatten vor, hier noch länger zu bleiben. Unter diesen Bedingungen wollen wir uns das nicht antun. Dann eben morgen weiter.
Tagebausee


Übernachtung: N49.76014° E73.10770° Höhe 505m
 
9. August 2018, Donnerstag
Morgenbad im See, eine Wohltat!
Sauberes Wasser!


Warum kann man seinen Müll nicht mit nach Hause nehmen? Der ist doch viel leichter als beim Herkommen. Wenig bis gar kein Umweltbewußtsein!

Anschließend fahren wir von Karaganda nach Balqash am Balqash-See. Unterwegs: Steinschlag Nummer drei. Diesmal ein unglaublicher Knall, wie ein Schuss. Vorne, unten, links, an der Fahrerseite, diesmal um den Einschlagpunkt strahlenförmige Risse und damit es noch schöner aussieht ein fast kreisrunder Riss drum herum, Durchmesser knapp 5 cm.
Steinschlag Nummer 3!!!

Ob man das mit „Carglass“ repariert, bzw. stabilisiert bekommt?
Weiter nach Balqash.
Wikipedia:
Balqasch (kasachisch Балқаш/Balqasch, in Lateinschrift Balqaş; russisch Балхаш/Balchasch) ist eine Stadt mit 87.000 Einwohnern (2009) am Balchaschsee im Gebiet Qaraghandy in Kasachstan.
Sie wurde 1937 als Industriestadt rund um das Metallurgische Kombinat von Balqasch gegründet. Das noch heute dort abgebaute Kupfer war maßgeblich für die Entstehung der Stadt verantwortlich.
Umweltprobleme bedrohen die Stadt und die umliegende Region. Der größte Arbeitgeber der Stadt, das metallurgische Kombinat vergräbt seine Abfälle 300 Meter vom See entfernt. Nach Angaben von Experten gelangen so jährlich 25.000 Tonnen Schwermetalle in den See.[1]
Balqaschsee
Der bis zu 18.428 km² große See liegt in einem Becken zwischen der Kasachischen Schwelle und dem Siebenstromland. Er hat eine längliche Sichelform. Sein Einzugsgebiet beträgt ungefähr 413000 km².[1] Das stark zergliederte Südufer ist durch zahlreiche Inseln und Halbinseln geprägt. Da seine Größe abhängig vom Wasserstand schwankt, ist der Balchaschsee bis zu 620 km lang und bis zu 26 m tief; seine Wasseroberfläche liegt auf maximal 342 m. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 5,8 m. Der See ist durch eine Einengung, die 4,5 km breite Uzun-Aral-Straße, etwa in der Mitte zweigeteilt. Sein Ostteil ist stark salzhaltig (> 7 %), der Westteil enthält Süßwasser beziehungsweise nur leicht salzhaltiges Wasser (0,5–1,5 %) – abhängig von den Schwankungen des Wasserstandes. Der niedrige Salzgehalt des Westteils wird durch seine großen Zuflüsse verursacht und durch den geringen Wasseraustausch zwischen West- und Ostteil begünstigt.
Die größte Stadt an der Küste ist Balqasch. Hauptzuflüsse sind der Ili und der Qaratal.
Am Ost- und Westufer des Sees verlaufen die wichtigen Bahnstrecken von Almaty nach Qaraghandy sowie von Almaty nach Barnaul.
Ökologische Situation
Wie der Aralsee, einst der viertgrößte See der Welt, ist auch der Balchaschsee von der Austrocknung bedroht. Dies liegt zum einen daran, dass die Sowjetunion in den 1960er Jahren viel Wasser von den Zuläufen abzweigte, um Baumwollplantagen zu bewässern. 1970 wurde am Ili die Qapschaghai-Talsperre (Stauseefläche >1800 km²) fertiggestellt, was den Seespiegel um weitere 2 m absinken ließ. Hinzu kommt die starke Verstädterung des chinesischen Autonomen Gebiets Xinjiang und der entsprechend steigende Wasserbedarf, welcher wiederum über den dort entspringenden Ili gedeckt wird. Angesichts der traditionell schlechten Beziehungen zwischen Kasachstan und China besteht wenig Hoffnung auf eine gütliche Einigung.

Wir dachten, wir können hier baden gehen. Das entfällt. Obwohl der See auch hier kristallklar und kräftig türkisfarben ist, spitze Schottersteine bilden Ufer und Seegrund.

Kupferwerk Balqash, vorne Schotterstrand

Hier ist irgendwas erschmolzen worden,

Nach dem Motto: Fortschritt, das sind rauchende Fabrikschornsteine

Nach dem Kaffee trinken an die Ostküste, in einen Urlauberort. Wir wollen nur an einen öffentlichen Badestrand. Den gibt es hier nicht. Wie an so vielen Orten in der ehemaligen Sowjetunion hat hier der Kapitalismus zugeschlagen. Alles Eigentum ist umzäunt. Eine 100-Meter-Bebauungszone gibt es nicht. Einen „Ortsentwicklungsplan“ scheint es nicht zu geben. Ok, wenn das so ist, dann gehen wir eben in eine „Erholungsbasis“. Beim ersten Versuch schlagen die Betreiber die Hände über dem Kopf zusammen, nein das geht nicht. Sie wissen nicht, wie man uns abrechnet und wollen keinen Ärger, ein Wohnmobil hatten sie hier noch nicht. In einer Hotelanlage sind sie etwas cleverer. Nur, wir sollten gegenüber abseits stehen und Service auch keiner. Beim dritten Versuch lässt man uns direkt vorne am Wasser zum Parkpreis stehen. Hier wären wir gerne noch länger stehen geblieben. Nur, das Inhalieren der „Chemiewolken“, die vom Kupferkombinat heute hier ankommen, mögen wir nicht. Ein in der Nase beißender Geruch, wie gestern in Karaganda. Schade!
Neben unserem Wohnmobil, wir waren es nicht.

Wir fangen an, die deutschen Umweltgesetze zu lieben.
Übernachtung: N46.77498° E74.71041° Höhe 335m

10. August 2018, Freitag
Wir wollen noch nicht, aber bei dieser Luftbelastung müssen wir einfach weiter. Vielleicht finden wir ja weiter südlich in der Stadt Mineral einen guten Bade- und Übernachtungsplatz. Fehlanzeige! Jacob Zement baut hier im großen Stile Mineralien ab. Enorme Staubwolken bei 44°C.
Zementwerk von Jacob Cement

Sprengung für die Zementproduktion

ausgetrockneter Salzsee

Dann fahren wir eben durch bis nach Almaty! Wir sind heute knapp 700 km gefahren und haben einen Anfängerfehler gemacht. Anstatt den Übernachtungsplatz bei Helligkeit vor der ehemaligen Hauptstadt zu suchen, fahren wir bis es langsam dunkel wird und suchen bei chaotischem Verkehr einen Platz am Park, den wir bei „iOverländer“, einer App für schon Mal aufgesuchte Stellplätze, gefunden haben. Dieser ist aber am Freitag Abend bei 44°C hoffnungslos zugeparkt. Wir irren durch die Stadt und entscheiden uns für die Übernachtung bei:  43.19787° E76.90659° Höhe: 973m
Ein Platz, den man nicht empfehlen kann. Die ganze Nacht ist Autoverkehr um uns herum.

11. August 2018, Sonnabend
Wir haben auf dem Platz vor Ständen für einen grünen Markt geschlafen. Da fängt der Sonnabend - Morgen früh an. Die Händler kommen und bereiten geschäftig ihre Stände vor. Und dann beginnt die kasachische Autofahrer-Einkaufstour. Der gesamte Platz vor den Ständen wird gnadenlos „beparkt“. Auch da wo es gar nicht geht. Autos können nicht wegfahren, weil andere davor stehen und die Eigentümer beim Einkaufen sind. Es wird ohne Ende vor- und rückwärts rangiert. Der eigene Vorteil muss erobert und verteidigt werden. Leute sind genervt und andere ganz entspannt. Dass uns keiner touchiert grenzt an ein Wunder. Wir wollen nur noch weg, was gar nicht so einfach ist.
Im Internet habe ich nach Avto Stekla Almaty gegoogelt. Und siehe da, es gibt hier eine Auto-Glas-Werkstatt beim Einkaufszentrum „Kap Cumu“ (Car City).(Koordinaten: N43.23996° E76.82261°) Hinfahren, drankommen und nach knapp einer Stunde sind wir um 25€ = 10 000 Tenge erleichtert und die Scheibe sollte bis zum nächsten TÜV halten.
Wohin jetzt? Unten in der Stadt wird es wieder sehr heiß werden. In die Berge auf nach Medeo in über 1600 m Höhe. Hier ist ein wunderschönes Wintersportzentrum, das auch jetzt im Hochsommer einen unvergleichlichen Reiz hat. Mit der Seilbahn hoch auf 3200m Höhe. Ich meine, so hoch waren wir noch nie. Wir müssen drei Mal umsteigen, um bis ganz nach oben zu kommen. Beste österreichische Seilbahntechnik, die Bauweise der Gebäude hier oben, wie in den Alpen. Bestes Alpenpanorama. Schööön! Angenehmer Touristenrummel hier. Neben Kasachen, vielen chinesischen Selfie-Mädels, einem polnischen jungen Pärchen aus Warschau auch eine Aussiedlerfamilie aus Pawlodar in Kasachstan, jetzt im Münsterland zu Hause.
Mit der Seilbahn nach oben

Eisschnelllaufoval Medeo



Hier  sind angenehme Temperaturen





3210 Meter, das ist doch mal ne Zahl!



Übernachten auf dem bewachten Parkplatz vor der unteren Seilbahnstation. N43.16253° E77.05338° Höhe: 1629 m

Kommentare

  1. Tolle Bilder und interessante Infos, Danke für die Berichte !
    Gute Weiterfahrt !
    Regina & Hans

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