18-26 Von Ani zum Van-See, zwei Berge mit Namen Nemrud – Dag, Euphrat und Tigris, ein Tag bei unserer Lieblings-Ford-Werkstatt in der Türkei








12. Oktober 2018, Freitag
Schade, Angelika und Bernd fahren gen Norden und wir in Richtung Süden. Diesmal nur zwei Tage mit unseren langjährigen Mitfahrern und Freunden. Vor Kars nochmal gegenseitiges Hupen, sie auf der rechten Spur und wir auf der linken Spur.
Weiter durchs wilde Kurdistan. Berge, Schluchten, Täler.

Zwischendurch, wie hier in Kurdistan üblich, martialische Polizeikontrollen. Gepanzerte Fahrzeuge mit MG obendrauf, Jandarma mit schusssicheren Westen und MPi im Anschlag, jedes Mal eine bizarre Situation. In Ahlat am Van-See übernachten wir am Kultur- und Erholungspark.

13. Oktober 2018, Sonnabend
Zum Baden fahren wir an die uns von Angelika und Bernd gegebenen Koordinaten. Der Van-See ist abflusslos und daher etwas seifig. Aber schön ist das Baden im warmen Wasser. Endlich mal wieder baden, wie wir es gewohnt sind.  Anschließend abduschen vor dem Wohnmobil.
Weiter nach Tatvan zum Einkaufen
Am Tatvan am Hafen


Die Verschleierung irritiert uns sehr.
Familie bereitet sich zum Piknick vor


und anschließend zum Nemrud Dag. Der Vulkan mit Namen Nemrud Dag formte vor rund 100 000 Jahren mit seinen Ausbrüchen die Landschaft und sorgte dafür, dass der Van-See nicht abfließen konnte. Sieben Kilometer ist der Durchmesser des Vulkans. 1440 gab es einen letzten Ausbruch. Der Weg hoch ist bis zur Seilbahnstation leicht zu fahren. Dann folgt ein 10 Kilometer langer Pflasterweg, der manchmal aufgebrochen ist. Es wird ziemlich steil bis hoch zum Kraterrand.
Blick vom Kraterrand in den Nemrud Dag. Links hinten der große Kratersee.

Anschließend geht es vorbei an einer aufregenden Kulisse steil nach unten zu den vier Kraterseen. Der Herbst hat seine Farben herausgeholt und die Bäume und Pflanzen goldgelb und rötlich angemalt. Bester Indian Summer! Die Wand des Kraters ragt steil und spektakulär auf. Eindrucksvoll.
Unten am großen Kratersee








Hinter den Felsen ziehen Wolken auf. Wenn die Steine und der teilweise Pistenweg nach oben und anschließend wieder nach unten nass sind, haben wir eventuell ein Problem den Berg nach oben zu schaffen. Wir müssen raus aus dem Krater.
Blick vom Kraterrand in den Krater

Blick vom Kraterrand auf den Van-See

Sessellift für den Winter vor dem Van-See, rechts das Stadtgebiet von Tatvan

Das war eine gute Idee. Als wir wieder am Fuße des Nemrud Dag in Tatvan sind beginnt es zu regnen und zu hageln. Bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit fahren wir
Unterwegs auf der autobahnähnlichen Straße

und finden vor einem Hotel in Ziyaret einen ruhigen Schlafplatz.N38.131032 E41.719841

14. Oktober 2018, Sonntag
Obwohl die türkischen Straßen meist in einem tadellosen Zustand sind, dauert der Weg durch die Bergwelt lange. Wir stehen früh auf und machen bis zum frühen Nachmittag gut Strecke.
Kurz vor Diyarbakir queren wir den Tigris
Der Tigris

und 50 km vor Kahta den Euphrat.
Brücke über den Euphrat

Wir sind in Ober-Mesopotamien.

Bei bethnarin.de findet sich:
Mesopotamien – Die Wiege der Zivilisation
Mesopotamien: griechisch, Bedeutung Zweistromland. Der Assyrische Begriff für Mesopotamien ist „Bethnahrin“.
Das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris gilt als die Wiege der Zivilisation. Der Garten Eden soll sich dort befunden haben, ebenso die Geburtsstätte Abrahams.
Anfänge
Um das Jahr 10 000 v. Chr. geben die Menschen im Zweistromland das Nomadenleben auf, werden Bauern und fangen an, sich zu spezialisieren. Jeder kann seine Fähigkeiten gezielt einsetzen – zum Wohl der Gemeinschaft wie zu seinem eigenen Nutzen. Erfindungen und Errungenschaften bringen die Menschheit in dieser Zeit weit voran. Statt sich nur von der Jagd und von gesammelten Früchten zu ernähren, zähmen sie Büffel und Pferde und bestellen den Boden.
Erfindung – Das Rad
Etwa 3200 v. Chr. erfinden die Sumerer das Rad. Damit braucht man keine Schlitten mehr, um schwere Lasten mühsam zu bewegen. Als Töpferscheibe genutzt, lassen sich Tonwaren nun gleichmäßiger und schneller herstellen. In den Königsgräbern von Ur wurde die älteste bekannte Töpferscheibe der Welt gefunden.
Schrift und Sprache
Vor dem 4. Jahrtausend verwendeten die Bewohner des Zweistromlandes so genannte Zählsteine für die Rechenaufgaben des Alltags.
Der sich ausweitende Handel führte im 3. Jahrtausend zur Entwicklung der Schrift. Mit Griffeln wurden die ersten Zeichen auf Tontafeln geritzt.
Der Schreiber wurde zu einer angesehenen Person in der Gesellschaft. Da viele Menschen nicht schreiben konnten, benötigten sie auch die Dienste der Schreiber für ihre Privatschreiben.
Zunächst bestand die Schrift aus Bildsymbolen, später wurde sie abstrakter.

Wir wollen zum Nemrud Dag, den Berg mit den Götterköpfen. Die Wegbeschreibung im Reiseführer ging von Kahta aus. Also nach Kahta rein und siehe da, der Wegweiser schickt uns 24 Kilometer zurück zum ersten Wegweiser, den wir großzügig übersehen haben. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir spät zum Sonnenuntergang oben am Nemrud Dag ankommen. Der Weg hoch ist sehr anspruchsvoll für unser Auto. Mehrfach ist es so steil, dass wir recht lange  im ersten Gang hochfahren müssen. Oben auf dem Parkplatz riechen alle Autos nach heißer Kupplung. Von hier aus fahren die letzten zwei Kilometer Shuttelbusse auf dem Kammweg. Nach rechts und links tolle Ausblicke in die Täler nach unten. Oh Auto-Gott, hier müssen wir auch wieder runter!
Zum Schluss geht es zu Fuß weiter. Gut gemauerte Treppenstufen und Wege unterstützen unsere Körperkraft auf dem Wege zum  „Thron der Götter“.

Und dann sind wir oben. Beeindruckend!!!
Antiochos I. lässt vor über 2000 Jahren seine Grabstätte auf dem höchsten Berg seines Königreiches, dem 2100m hohen Nemrud Dag, errichten. Die Grabkammer wird mit  200 000 Kubikmetern Bruchsteinen überschüttet damit das Grab nicht ausgeraubt werden kann.
Oben, das ist der Schutt, der über die Grabkammer aufgetürmt wurde, davor Treppe zur Ostterasse.

Ähnlich wie die ägyptischen Pyramiden. Bis heute konnte man das Grab nicht finden. Drei Kultterrassen künden von den wichtigsten Göttern und  Antiochos I. „Aus gleichem Stein gefertigt, auf gleichem Thron wie diese, erstelle ich den erhörenden Göttern zur Seite auch das Abbild meiner Gestalt“ soll in einer Inschrift stehen. Des Herrschers Größenwahn! Unsterblichkeit erlangt man auch über monumentale Bauten, über die man in ferner Zukunft noch spricht. Stimmt, wir sind auch hierher gefahren! Immer noch besser als sinnlose Kriege, über die man auch noch nach Jahrhunderten spricht.
Zeus vorn und Antiochos hinten
Antiochos in unserer Gesellschaft
Dieter im Kreise der Götter. Was andere können, das können wir schon lange!

Auf der Westterasse

Auf der Westterasse

Auf der Westterasse



Eine ähnliche Szenerie auf der jetzt im Schatten liegenden Ostterasse.

Der Sonnenuntergang verleiht der Szenerie etwas Besonderes.

Wir fahren mit unserem Wohnmobil nach unten und nehmen den ersten Campingplatz am Wege um zu übernachten.
Neben uns am Morgen danach



Es geht sehr steil runter und wir wollen/müssen die Bremsbelege schonen. 


15. Oktober 2018, Montag
Gestern hatten wir beim Tanken in Kahta eine Hochdruckreinigungsanlage gesehen. Eine gute Möglichkeit unser Wohnmobil mal wieder von außen sauber zu kriegen. Gesagt, getan. Anschießend fährt die Treppenstufe nicht mehr vollständig ein. Wahrscheinlich ist ein kleiner Stein in der Schutzhülle der Treppenstufe gelandet. Der Alarmton bei eingeschalteter Zündung ist unangenehm. Selber reparieren oder? Wo ist die nächste Ford-Werkstatt? 40 km von hier entfernt in Adiyaman ist die Antwort vom Tankstellenpersonal. Nach dreimal unterwegs halten, damit die „Tute“ nicht kaputt geht, kommen wir kurz nach Mittag bei der Ford-Werkstatt in Adiyaman an. Äußerst zuvorkommend und professionell werden folgende Probleme in den nächsten vier Stunden bearbeitet: a) Treppenstufe, b) neuer Turboschlauch als Ersatz für den in Ulan Bator gebastelten Turboschlauchersatz, c) Ölwechsel, wurde seit Tagen im Display angezeigt d) Ersatz ausgefallener Lampen und e) Wechsel von vier Bremsklötzern. Ungefähr 250€, guter Preis! In der Zwischenzeit haben wir in der Betriebskantine essen können und am Blog weitergeschrieben.
Rund 50 km fahren wir weiter nach Gölbasi. In einer Nebenstraße finden wir einen ruhigen Stellplatz.
Plötzlich stehen drei junge Männer mit einem Tablett mit Tee, Gläsern und Pistatienkernen vor der Tür. Zwei Stunden sitzen wir bei uns im Wohnmobil und unterhalten uns per Google-Übersetzer. Schöne Situation!

Übernachtung: 37.789158 37.647426 Gölbasi

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